Migrant*innen sind ein „Sicherheitsrisiko”

 

Das Narrativ

Migrant*innen und dabei besonders Geflüchtete seien eine Bedrohung für die öffentliche Sicherheit und damit ein Sicherheitsrisiko für Deutschland.

 

Die Argumentation

Dieses Narrativ unterstellt Migrant*innen, häufiger Straftaten zu verüben als Personen ohne Migrationsgeschichte. Sie seien angeblich besonders häufig beteiligt an sexuellen Nötigungen oder Straftaten gegen die öffentliche Ordnung. Um das zu argumentieren, wird die Kriminalstatistik selektiv ausgelegt und Nachrichtenberichterstattung und Videos dekontextualisiert. Straftaten in den Silvesternächten 2015 in Köln und 2022 in Berlin und Dortmund werden besonders häufig als vermeintlicher Beleg für eine generelle Bedrohung Deutschlands durch zugewanderte Menschen angeführt. Die überproportionale Darstellung von Straftaten, die von migrantischen Personen begangen wurden, stilisiert Menschen mit Einwanderungsgeschichte undifferenziert zur Bedrohung und zum Feindbild.

Dieses Narrativ läuft in seiner Zuspitzung auf die antisemitische Verschwörungserzählung des „großen Austausches“ hinaus. Diese behauptet, dass eine gezielte „Umvolkung“ stattfände, bei der die einheimische Bevölkerung durch Migration systematisch durch nicht-europäische „Völker“ ersetzt würde. Mehr Informationen dazu bei Krautreporter.

 

Keywords, die ein Hinweis auf das Narrativ sein können

‘Ampel muss’  I ‘Ampel-Ideologie’ I ‘Deutschland-Verrat’ I ‘die größte Bedrohung für unser Land’ I ‘Fachkräfte von Zukunft’ I ‘Freifahrtschein für Kriminelle und Terroristen nach Deutschland’ I ‘Importierter Islamterror’ I ‘Nancy Faeser ist ein Sicherheitsrisiko’ I  ‘Parallelgesellschaft’ I ‘Politik gegen die eigene Bevölkerung’ 

 

Gegenargumente

Es besteht kein nachweisbarer kausaler Zusammenhang zwischen Herkunft und Kriminalität. 

Laut Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS)1 wurden im Jahr 2023 insgesamt 2.246.767 Millionen Tatverdächtige erfasst, davon wurden 923.269 als „nichtdeutsch“ eingestuft. Mit einem Anteil von 41 Prozent sind sie überrepräsentiert. Es ist jedoch wichtig zu bedenken, dass die Kategorie „Nichtdeutsche“ in der PKS auch Straftaten von Ausländer*innen wie bspw. Geschäftsreisenden umfasst. Ebenfalls in der Kategorie geführt werden ausländerrechtliche Verstöße, die nur von Ausländer*innen begangen werden können, wie illegale Einreise oder Aufenthalt. Die Zahl ausländischer Tatverdächtiger ins Verhältnis zum Anteil ausländischer Staatsbürger*innen an der Wohnbevölkerung in Deutschland zu setzen, ist also nicht zielführend. Auch muss berücksichtigt werden, dass in der Statistik Tatverdächtige und nicht tatsächlich Verurteilte erfasst werden. Damit ist sie nur bedingt aussagekräftig.2

Die Überrepräsentation „nichtdeutscher“ Tatverdächtiger in der Statistik lässt sich vielmehr durch Faktoren wie Alter, Geschlecht oder die soziale Lage erklären. Diese Faktoren beeinflussen das Risiko von Straffälligkeit unabhängig von nationaler Herkunft oder kultureller Prägung.3 Unter Migrant*innen und Geflüchteten sind beispielsweise junge Männer prozentual überrepräsentiert, eine Personengruppe, die herkunftsübergreifend die meisten Straftaten begeht.4 Untersuchungen weisen außerdem darauf hin, dass Menschen, die als fremd wahrgenommen werden, häufiger angezeigt werden als Deutsche.5 Eine Kausalität zwischen nationaler Herkunft oder kultureller Prägung und Kriminalität ist unbelegt. 

Ausführlichere Informationen zur Kriminalität
in der Einwanderungsgesellschaft
 
Mediendienst Integration
Weitere Faktenchecks zu diesem Thema

Uno Flüchtlingshilfe
ProAsyl

 


Bundesministerium des Innern und für Heimat (2024): Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 – Ausgewählte Zahlen im Überblick (zuletzt aufgerufen am 12.04.2024)

Bundeskriminalamt (2022): Polizeiliche Kriminalstatistik 2023 Ausgewählte Zahlen im Überblick, S. 8 (zuletzt aufgerufen am 12.04.2024)

Christian Walburg (2020): Migration und Kriminalität – Erfahrungen und neuere Entwicklungen (zuletzt aufgerufen am 04.04.2024)

Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Prof. Dr. Dirk Baier und Dr. Sören Kliem (2018): Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland Schwerpunkte: Jugendliche und Flüchtlinge als Täter und Opfer, S. 73 f. (zuletzt aufgerufen am 04.04.2024)

Mediendienst Integration (2016): Was wissen wir über Migration und Kriminalität? (zuletzt aufgerufen am 04.04.2024)