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startklar - Was man als freie:r Journalist:in wissen sollte, wenn man neu in Deutschland ist

Viele Journalist:innen sind dazu gezwungen, ihr Heimatland zu verlassen und einige von ihnen haben ihren Weg nach Deutschland gefunden. Sie bringen Handwerkszeug, Berufserfahrung, spezifisches Wissen und wertvolle neue Perspektiven mit. Was ihnen jedoch oft fehlt, ist Detailwissen zur Medienbranche und zum Berufseinstieg in Deutschland. Zur Unterstützung haben wir gemeinsam mit n-ost und Freischreiber den Guide „Startklar. Was man als freie:r Journalist:in wissen sollte, wenn man neu in Deutschland ist“ entwickelt.

Die Medienlandschaft

Wie ist der deutsche Medienmarkt aufgebaut?

Das deutsche Mediensystem ist, verglichen mit anderen Ländern, relativ stark dezentralisiert. Der Einfluss des Staats ist gering. Auf der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt Deutschland im Jahr 2022 auf Platz 16 von 180. In den vergangenen Jahren ist Deutschland hier einige Plätze zurückgefallen. Gründe sind vermehrte Übergriffe auf Journalist:innen und ein wirtschaftlich bedingter Rückgang der Pressevielfalt.
Der deutsche Medienmarkt lässt sich grob in die Bereiche Presse, Rundfunk und Internet unterteilen. Welche Medienhäuser es jeweils gibt, könnt ihr in der Broschüre nachlesen. Die Redaktionen von Medien sind wiederum in verschiedene Ressorts unterteilt. Jedes Ressort ist einem Thema gewidmet, etwa Politik, Wirtschaft, Sport oder Wissenschaft.

Wie ihr einen Fuß in die Redaktionen bekommt

  • Wollt ihr einem Medium einen Beitrag anbieten, ist es hilfreich, wenn das Angebot gleich an der richtigen Stelle ankommt. Inhalt und Form des Beitrags muss dabei zu diesem Medium passen. Schickt eure Exposès also an passende Ressorts. Im Impressum könnt ihr nachschauen, wer das Ressort leitet, in das der Beitrag passen würde. Ein Exposé ist ein kurzer Text, der das Thema und den Inhalt eures Beitrags vorstellt. Wer das Exposé gelesen hat, sollte danach grob wissen, um was es geht und wie der Beitrag aussehen könnte.
  • Ist es das erste Mal, dass ihr der Redakteur:in ein Thema vorschlagt, könnt ihr noch ein paar ebenfalls kurze Sätze zu euch und eure Arbeitserfahrung schreiben. Besitzt ihr eine Website oder Arbeitsproben, dann verlinkt diese.
  • Ein Praktikum oder Volontariat lohnt sich. Denn auf diese Weise lernt man eine Redaktion und ihre Abläufe von innen kennen – und vielleicht noch wichtiger: Die Redakteur:innen lernen euch besser kennen.

Das Organisatorische

Was müsst ihr beachten, um in Deutschland arbeiten zu dürfen?

  • Die Arbeitserlaubnis ist in Deutschland mit der Aufenthaltserlaubnis verknüpft. Um als freie Journalist:in arbeiten zu dürfen, muss in eurem Aufenthaltstitel ausdrücklich „Erwerbstätigkeit gestattet“ oder „selbstständige Tätigkeit gestattet“ stehen. Mehr dazu findet ihr beim Service-Portal Berlin oder bei Handbook Germany
  • Wenn ihr als Freiberufler:innen arbeiten wollt, braucht ihr eine Steuernummer. Die müsst ihr bei eurem lokalen Finanzamt beantragen.
  • Eine Aufenthaltserlaubnis kann für eine freiberufliche Tätigkeit erteilt werden, wenn von ihr positive ökonomische oder kulturelle Auswirkungen zu erwarten sind.

Müsst ihr Deutsch sprechen, um als Journalist:in arbeiten zu können?

Nicht für alle journalistischen Tätigkeiten braucht es heute noch perfekte Deutschkenntnisse. In einem datenjournalistischen Team ist man sicher auch dann gefragt, wenn man Deutsch nicht perfekt, dafür aber Englisch und Programmiersprachen beherrscht. Redaktionen, die Crossborder-Projekte vorantreiben und an internationalen Rechercheprojekten arbeiten, sind ebenfalls offen für mehrsprachige Kolleg:innen. Wer aber über Deutschland und für eine deutschsprachige Zielgruppe berichtet, tut gut daran, sein Deutsch möglichst zu perfektionieren. Unabhängig von euren Deutschkenntnissen könnt ihr damit beginnen, journalistisch zu arbeiten. Eine Möglichkeit besteht darin, mit deutschsprachigen Co-Autor:innen zusammenzuarbeiten.

Die Fairness

Was tun bei Diskriminierung in Redaktionen?

Redaktionen sind keine diskriminierungsfreien Räume. Hier findet ihr schnelle Hilfe und Antworten auf die dringlichsten Fragen zum Thema Diskriminierung im journalistischen Arbeitskontext – für Betroffene und ihre Verbündeten.

Wie ihr mit Bedrohung und Hass umgehen könnt

  • Auch in Deutschland werden Journalist:innen in ihrer Arbeit Opfer von physischer und psychischer Gewalt. Das kann an den Themen liegen, über die sie berichten. Oder einfach an ihrem Aussehen oder ihrem Namen.
    Solltet ihr über sensible Themen schreiben oder heftige Reaktionen auf eure Berichterstattung erwarten, ist es sinnvoll, vorab in einem Gespräch mit der Redaktion zu klären, welche Schritte unternommen werden und wer zuständig ist, sollte eine Bedrohungslage entstehen. Bei dem Schutz von Journalist:innen kann der Schutzkodex helfen, den wir mit weiteren Kooperationspartnern entwickelt haben: www.schutzkodex.de
  • Im Helpdesk gegen Hass geben wir Tipps und Werkzeuge zur Hand, die Einzelpersonen und Redaktionen helfen, mit Hass im Netz umzugehen.
  • Für von Hass betroffene Journalist:innen organisieren wir Austausch-Treffen, bei denn man sich gegenseitig Hilfestellung geben kann. Bei Interesse könnt ihr euch bei info(at)no-hate-speech.de melden.
„Viele Menschen haben, sobald sie hören, dass man aus Afghanistan oder einem Land kommt, das sich im Krieg befindet oder arm ist, diesen Rahmen im Kopf. Sie denken, dass man nicht gut arbeiten kann. Man muss härter arbeiten als andere, um gesehen und ernst genommen zu werden. Auch wenn man oft abgelehnt wird, sollte man wieder von vorne anfangen und sich nicht einschüchtern lassen. “
– Arezao Naiby

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