FAQ zum Erfolg der NdM

FAQ zum Erfolg der NdM

Nicht alle gönnen uns den Erfolg: Nicht nur rechtsradikale Trolle und die AfD staunen über unser Projektbudget. Hier ein paar Antworten.

Alles begann damit, dass sich 2008 ein paar Journalist:innen aus Einwander:innenfamilien trafen, vernetzten und ein Email-Postfach einrichteten. Das gemeinsame Ziel: mehr Vielfalt in die Medien bringen. Die Nachfrage nach unserem Thema war von Anfang an so groß, dass wir 2009 einen Verein gegründet haben. Nach und nach haben wir eine Geschäftsstelle eingerichtet und die Arbeit der Neuen deutschen Medienmacher:innen auf professionelle Beine gestellt. Inzwischen beschäftigen wir gut 30 Mitarbeiter:innen in unseren Projekten mit dem Ziel, die Medienwelt und unsere Gesellschaft vielfältiger und gerechter zu machen.

Nicht alle gönnen uns den Erfolg. In sozialen Netzwerken wird nicht nur von rechtsradikalen Trollen und der AfD argwöhnisch auf unsere Arbeit geblickt, auch andere staunen über unser Projektbudget und bezweifeln, dass es mit rechten Dingen zugehen kann, wenn "Migrant:innen" so erfolgreich sind – denn für manche sind wir nicht mehr als das.

Deswegen hier ein paar Antworten auf die häufigsten Fragen:

 

Was macht ihr mit meinen Steuergeldern?

Es sind nicht nur „Ihre“ Steuergelder, es sind auch unsere – wir zahlen ebenfalls Steuern. Jedenfalls bekommen wir für unsere gemeinnützigen Projekte finanzielle Unterstützung von öffentlichen Einrichtungen und zahlreichen Stiftungen, weil diese unsere Arbeit schätzen. Das meiste Geld davon fließt in Personalkosten, mit dem Rest kaufen wir Radiergummis, Druckertinte, Jutebeutel und so weiter.

Es steckt viel Arbeit in unseren gemeinnützigen Projekten. Dazu gehört bei uns z.B. die Förderung von journalistischem Nachwuchs mit internationaler Geschichte und geflüchteten Journalist:innen, mit der wir vielen fabelhaften Kolleg:innen den Einstieg in die Medienbranche ermöglicht haben. Wir haben das einige Jahre ehrenamtlich gemacht, doch dann wurde die Nachfrage zu groß, und wir brauchten Unterstützung. Wir machen außerdem Trainings zu Öffentlichkeitsarbeit für NGOs und engagieren uns für eine zivile Debattenkultur und für Meinungsvielfalt im Netz. Zudem betreiben wir mit handbookgermany.de ein Online-Infoportal für Geflüchtete in sieben Sprachen. Wir bieten kostenlose Fortbildungen für Journalist:innen an und nehmen uns auch Themen vor, die bisher kaum behandelt werden. So haben wir beispielsweise eine große Recherche gemacht, um die Diversität in deutschen Redaktionen zu untersuchen und den ersten Diversity-Guide für deutsche Medien geschrieben.

 

Wer kontrolliert, was mit dem Geld geschieht?

Unsere Finanzen durchlaufen erst ein Controlling, dann die Buchhaltung, die Mittelverwendungsprüfung der Förder:innen, unser Steuerbüro, dann die Kassenprüfung und gehen anschließend ans Finanzamt, das die Gemeinnützigkeit prüft und erklärt. Es ist also - wie immer bei öffentlichen Mitteln und Förderungen durch private Stiftungen - sehr gut dokumentiert und kontrolliert, wie wir das Geld ausgeben. Unser Verein ist übrigens 2019 erst geprüft und erneut für gemeinnützig erklärt worden.

 

Wie unabhängig seid ihr, wenn ihr staatliche Mittel bekommt?

Der Vereinsvorstand arbeitet ehrenamtlich, also unentgeltlich, das muss auch so sein (§ 27 BGB). Wenn Mitglieder oder Netzwerker:innen sich für den Verein engagieren, tun sie das bei uns auch ohne Bezahlung. Sie alle stecken viel Herzblut, private Zeit und Engagement in unser Ziel, den Journalismus pluralistischer und vielfältiger zu machen. Das heißt, unsere Vereinsarbeit für mehr Vielfalt in den Medien stemmen wir selbst. Unsere Stellungnahmen, der Medienpreis der NdM, die Inhalte unseres Glossars und viele andere Aktivitäten stehen für unsere Unabhängigkeit.

Die Mittel, die wir bei öffentlichen Stellen oder privaten Stiftungen anwerben, fließen in die gemeinnützigen Projekte der NdM. Und für die gilt: Öffentliche Förder:innenprogramme sind demokratisch legitimiert. Sie werden von gewählten Parlamenten beschlossen, wenn der Staat z. B. integrative Aufgaben aus guten Gründen nicht selbst leisten kann oder sollte. Die Aufgabe, junge oder geflüchtete Journalist:innen zu fördern, wird besser von einer zivilgesellschaftlichen, unabhängigen Initiative erfüllt, als von staatlichen Stellen.

Und damit eine Regierung bei solchen Themen tatsächlich keinen Einfluss nimmt, gibt es ein sauber geregeltes und gut kontrolliertes öffentliches Förderwesen. Unsere Demokratie ist wirklich gut durchdacht.

 

Wer bezahlt denn den Medienpreis „Die Goldene Kartoffel“?

Unser Medienpreis ist von unserem Verein ins Leben gerufen worden, und die Vereins- und Vorstandsarbeit hierfür werden rein ehrenamtlich geleistet. Die Verleihung und die Party danach stemmen wir mit Spenden und Mitgliedsbeiträgen, Ehrensache.

 

Ihr nennt euren Medienpreis „Goldene Kartoffel“, ist das nicht rassistisch?

Nein, aber wir haben gute Gründe, ihn „Goldene Kartoffel“ zu nennen. Das als Beleidigung zu empfinden ist nicht dasselbe, wie rassistisch diskriminiert zu werden.

Die Kollegin Agatha Krempleski schreibt dazu: „Kartoffel ist kein Kraftwort, es ist nicht obszön, weist auf kein bestimmtes Aussehen oder eine spezielle Eigenschaft im negativen Sinne hin.“

Zudem gibt es keine historische Unterdrückung und Diskriminierung, die mit Kartoffeln in Verbindung steht. Und der DUDEN erklärt: „Rassismus, der (meist ideologischen Charakter tragende, zur Rechtfertigung von Rassendiskriminierung, Kolonialismus o. Ä. entwickelte) Lehre, Theorie, nach der Menschen bzw. Bevölkerungsgruppen mit bestimmten biologischen Merkmalen hinsichtlich ihrer kulturellen Leistungsfähigkeit anderen von Natur aus über- bzw. unterlegen sein sollen“.

Klar ist der Name auch ironisch zu verstehen. So wie wir uns selbst manchmal „Kanaks“ nennen. Oder wie Schüler:innen es meinen, die ein Video über Einbürgerung „Kartoffel werden“ genannt haben – es ist übrigens ganz reizend und auf der offiziellen Website der Stadt Hannover zu sehen.

 

Ihr seid also bloß ein gemeinnütziger Verein, der gute Arbeit macht?

Genau. Hier geht’s zum Mitgliedsantrag.