Hadi tschüß, Funkhaus Europa?

Kürzungen zurücknehmen, Migrant:innenquote einführen

Angebote für Geflüchtete und Formate für Einwander:innen gehören zum Integrationsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Eine „Programmreform“ nennt der Sender seine geplanten Kürzungen bei den muttersprachlichen Sendungen und im Musikprogramm. Mit der Einführung einer täglichen, halbstündigen Sendung für geflüchtete Menschen versucht er, der Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen. Doch neue Angebote für Geflüchtete dürfen nicht gegen etablierte Angebote für alteingessene Einwander:innengruppen ausgespielt werden. Beides gehört zum Integrationsauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

Oft sind die muttersprachlichen Angebote ab 18 Uhr die einzige Möglichkeit, um sich hierzulande politisch unabhängig und qualitativ hochwertig zu informieren und Wissenswertes aus den Communities zu erfahren. Kaum jemand berichtet ausdauernder über den NSU-Prozess als die türkischsprachige Redaktion im Funkhaus Europa. Zudem bilden die Sprachenangebote ein Gegengewicht zu den zunehmend staatlich kontrollierten Medienangeboten der Herkunftsländer.

Die Live-Sendungen sollen halbstündigen, bereits voraufgezeichneten Sendungen weichen, die zwei Stunden vor ihrer Ausstrahlung ins Netz gestellt werden. Unsere Befürchtung ist, dass damit der Online-Ausgliederung der Muttersprachenprogramme Vorschub geleistet wird - um ein "durchhörbares", mainstreamiges Programm an diesem Sendeplatz zu etablieren.

Wir halten dagegen: Eine Einwanderungsgesellschaft und ein der Interkulturalität verpflichteter, öffentlich-rechtlicher Rundfunk müssen Vielfalt, auch in den Sprachen, aushalten und fördern. Statt die speziellen Angebote für diese Zielgruppen zu kürzen, sollte sich der WDR lieber eine Quote geben, um den Anteil an Mitarbeiter:innen mit Migrationshintergrund auf allen Ebenen zu erhöhen - bis er dem Durchschnitt der Bevölkerung entspricht.

Öffentlich-rechtliche Sendeanstalten haben einen Programmauftrag. Sie sollten berücksichtigen, dass ein gutes Fünftel der Menschen in Deutschland eine Einwanderungsgeschichte besitzt und mehrsprachig aufwächst.

Wir fordern deshalb den WDR auf, seine Pläne ernsthaft zu überdenken.

Der Vorstand der Neuen deutschen Medienmacher:innen