Denn sie wissen nicht was sie tun

Wie Journalismus die Integrationsdebatte beeinflusst

Konstantina Vassiliou-Enz über den Einfluss von Journalismus auf die Integrationsdebatte in aktueller Veröffentlichung der Bertelsmann Stiftung.

Von Konstantina Vassiliou-Enz

„Was wir über unsere Gesellschaft, ja die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir über die Massenmedien.“

(Niklas Luhmann)

Medien haben Macht und beeinflussen die öffentliche Meinung – als einordnende, vermittelnde, analysierende und kontrollierende Kraft, als die vierte Gewalt. Medienmacher wählen Nachrichten aus, vermitteln sie, erklären, deuten, kommentieren Informationen oder lassen sie weg. Durch diese Auswahl und Kategorisierung zwischen Information und Nichtinformation manipulieren die Medien nicht, sie schaffen, konstruieren unsere gesellschaftliche Realität. Journalistinnen und Journalisten ist ihr Einfluss sehr bewusst: Sie recherchieren sorgfältig, wenn es um innenpolitische Zusammenhänge geht, sie versuchen, komplizierte Wirtschaftsthemen zu durchdringen; Sportjournalisten informieren sich bis ins Detail über die Wettkämpfe, die sie kommentieren, und sitzen mit dicken Wälzern voll aktueller Daten in der Reporterkabine.

 

Faktische und verbale Ungenauigkeiten

Beim Thema »Integration« scheinen es nur wenige Journalisten so genau zu nehmen. Es ist beispielsweise immer wieder zu beobachten, dass falsche Termini verwendet werden. So ist zurzeit das Wort »Zuwanderung « populär und wird synonym für »Einwanderung« benutzt; die »Deutsche Welle online« etwa brachte am 11. September 2013 einen Bericht zur Bundestagswahl unter der Überschrift »Zuwanderer an der Urne« (Conrad 2013). »Zuwanderer« ist ein Fachbegriff aus der Verwaltung, der in Statistiken eine Unterscheidung zulässt zwischen Menschen, die nur vorübergehend, und denen, die dauerhaft nach Deutschland ziehen. Er bezeichnet durchweg alle, die nicht als Touristen nach Deutschland kommen und zwar unabhängig davon, ob sie beabsichtigen, länger zu bleiben, oder nur für kurze Zeit hier sind, zum Beispiel als Saisonarbeiter zum Spargelstechen oder als Studierende für ein Auslandssemester. Wer an die Wahlurne darf, also die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, gehörte ursprünglich zwar zur Gruppe der Zugewanderten, ist aber längst kein Zuwanderer mehr, sondern eingewandert und eingebürgert. Solche Fehler würden sich Journalisten bei vielen anderen Themen nicht erlauben. Niemand könnte unwidersprochen Studenten als Schüler bezeichnen, nur weil sie fraglos alle mal Schüler waren, und jeder Fußballkommentator muss selbstverständlich das passive vom aktiven Abseits unterscheiden können; aber ob Einwanderung und Zuwanderung wirklich austauschbare Begriffe sind, ist offenbar nicht so wichtig. Darüber zu berichten, scheint für einige in etwa so rechercheintensiv zu sein wie eine launige Freibadreportage.

Migration und Integration gelten häufig als Alltagsthemen, über die alle aus eigener Erfahrung und Beobachtung irgendwie Bescheid wissen, sich eine Meinung bilden – wenn sie nicht schon eine haben – und berichten können. Eine Kollegin, die einen Kredit aufgenommen hat, wird deshalb nicht dem Wirtschaftsressort zugeteilt. Doch ein Journalist, der in Berlin-Neukölln wohnt, ist in so mancher Redaktion dadurch schon fast gebucht für Integrationsgeschichten. Wie subjektiv oberflächliche Alltagserfahrungen und Beobachtungen sind und somit auch die daraus resultierende Haltung, kann für einen bunten Beitrag aus dem Freibad inspirierend sein – für einen Bericht etwa über sogenannte Armutszuwanderung behindert sie den kritischen Blick und eine sorgfältige journalistische Auseinandersetzung.

Die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« (FAZ) betitelte einen Artikel zum Thema »Migration« am 19. Februar 2013 mit der Schlagzeile »Gefahr für den sozialen Frieden« (Burger und Soldt 2013). Anlass für den Bericht waren eine Pressemitteilung des Deutschen Städtetags mit dem Titel »Probleme durch Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien« vom 14. Februar 2013 und das zugehörige Positionspapier (Deutscher Städtetag 2013a und b). Darin hieß es:

»Offiziell gemeldet wanderten aus Bulgarien und Rumänien 2007 noch 64.158 Menschen ein, 2011 betrug diese Zahl schon 147.091 Personen. Bereits jetzt steht nach Angaben des Statistischen Bundesamtes fest, dass im ersten Halbjahr 2012 die Zuwanderung aus Rumänien und Bulgarien um 24 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist, nämlich auf rd. 88.000 Zuzüge.«

All diese zugezogenen Menschen aus Rumänien und Bulgarien wurden im Artikel der FAZ unisono zu Armutseinwanderern:

»Die Zahl der Armutseinwanderer aus Rumänien und Bulgarien nach Deutschland hat sich von 64.000 im Jahr 2007 auf 147.000 im Jahr 2011 mehr als verdoppelt. Im ersten Halbjahr 2012 stieg die Zahl im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 24 Prozent.«

Viele weitere seriöse Medien verbreiteten diese Zahlen, unter anderem das »heute journal« des ZDF am gleichen Tag (vgl. Göroglu 2013), und hielten es nicht für nötig, sie zu hinterfragen. Eine simple Recherche beim Statistischen Bundesamt hätte ergeben, dass Rumänen und Bulgaren keineswegs alle Armutseinwanderer sind. Denn 80 Prozent der Menschen, die seit 2007 aus den beiden Ländern nach Deutschland eingewandert sind, gehen einer Arbeit nach, 22 Prozent von ihnen sind hoch qualifiziert, 46 Prozent qualifiziert; hinzu kommen viele Studierende. Auf Nachfrage hätten Journalisten ebenso erfahren können, dass fast zwei Drittel der Leute, nämlich 88.650 Rumänen und Bulgaren, im gleichen Jahr 2011 auch wieder zurückgezogen sind, weil viele von ihnen als Saisonarbeiter in Deutschland waren. Geblieben sind 2011 gerade mal 58.350 Rumänen und Bulgaren, was weit weniger bedrohlich klingt als 147.000.

Die korrekte Einordnung dieser Zahlen fand nicht durch recherchierende Journalisten in den Medienhäusern statt, sondern durch den Informationsdienst »Mediendienst Integration« (Göroglu 2013) und durch drei Berliner Wissenschaftler, die innerhalb ihrer Aktion »Unstatistik des Monats« die Dinge richtigstellten (Bauer 2013).

Es ging in vielen Medienberichten zur Armutszuwanderung allerdings nicht um die nackten Zahlen; sie waren nur das Beiwerk, der Beweis für die Existenz und Größe der Gefahr. Es ging auch nicht um Osteuropäer, nicht mal um Bulgaren und Rumänen – gemeint waren allein die Roma:

»Meist sind es Roma […] Nach einem vor wenigen Tagen veröffentlichten Sachstandsbericht der Stadtverwaltung leben in Duisburg derzeit schon 6.000 Armutsflüchtlinge, bei denen es sich zumeist um Roma handelt. Wie in den anderen deutschen Großstädten ist das Leben der Eingewanderten von extremer Armut geprägt« (Burger und Soldt 2013).

In zahlreichen Beiträgen wurde in allen Einzelheiten von der Verwahrlosung einzelner Häuser und Straßenzüge, von wilden Müllkippen, überbelegten Wohnungen und steigender Kriminalität berichtet. Natürlich ist es legitim zu beschreiben, dass einige Kommunen solche Probleme nur schwer bewältigen können. Daraus aber eine Bedrohung zu machen, die von einer explodierenden (falschen) Zahl von Armutsflüchtlingen ausgeht, ist unreflektiert und unprofessionell. Qualitätsjournalismus geht anders.

 

Verantwortung übernehmen

In einem Beitrag zum gleichen Positionspapier (Deutscher Städtetag 2013b) machen die Autoren in der »Frankfurter Rundschau« am 23. Februar 2013 nicht ungeprüft die Daten und Positionen des Deutschen Städtetags zur Grundlage ihres Berichts. Sie nehmen den Warnruf der Kommunen wahr und setzen sich mit der Situation aller beteiligten Seiten auseinander. Sie übernehmen die vorgegebenen Zahlen nicht, nennen sie nicht mal, sondern widerlegen den Trugschluss, es seien ausschließlich Roma eingewandert, und erklären konkret, dass in den letzten Jahren beispielsweise ganze Jahrgänge von Uni-Absolvierenden Rumänien verlassen haben:

»Nur eine einzige Gruppe von Rumänen ist wirklich überproportional nach Deutschland migriert: Die Ärzte. […] Denn Deutschland leidet unter Ärztemangel. Rumänien dagegen hat jetzt schon die niedrigste Ärztedichte in Europa« (Gajevic und Mappes-Niediek 2013).

Die Autorin und der Autor hinterfragen die markigen Verlautbarungen der Bundespolitik in Reaktion auf die Forderungen des Städtetags, sie klären darüber auf, dass die Abschreckung von Armutszuwanderern durch Restriktionen schon im Nachkriegsdeutschland scheiterte, und sie nennen Beispiele des erfolgreichen Umgangs mit der Einwanderung von Roma:

»Als 1999 Roma aus dem Kosovo massenhaft ins bettelarme Montenegro flüchteten, hat dessen Regierung am Rand der Hauptstadt Podgorica ein Gelände freigemacht. Hilfsorganisationen wurden eingeladen […]. Es wurde sichergestellt, dass alle Kinder zur Schule gehen konnten und auch gingen. Inzwischen ist aus der Siedlung die erste Krankenschwester hervorgegangen. Die erste Rechtsanwältin ist demnächst fertig« (ebd.).

Selbst wenn die zwei Zitate es nahelegen könnten: Dieser Beitrag ist keine Verteidigungsschrift für unbegrenzte Zuwanderung; er unterschlägt die dadurch entstehenden Probleme nicht, aber er geht ihnen auf den Grund und beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven des Themas. Er zeichnet nicht eine einseitig vorgegebene Drohkulisse in den schillerndsten Farben nach, sondern zerlegt sie in ihre Einzelteile, untersucht diese und ordnet sie ein. Und er leistet damit im besten journalistischen Sinne die kenntnisreiche Analyse und Aufklärung eines Sachverhalts.

Die Ursache für weniger vielfältige, sondern einseitige oder diskriminierende Berichterstattung ist selten eine eindeutig negative Einstellung gegenüber Minderheiten; ebenso wenig sind es einzelne Fehler oder Ungenauigkeiten. Viel ausschlaggebender ist eine differenzierte und reflektierte Herangehensweise, die eben nicht der ähnelt, die für eine sommerliche Freibadreportage angebracht wäre. Denn das eigene, subjektive Weltbild kann bei der Behandlung komplexer Themen dazu führen, grundlegende Fragen gar nicht erst zu stellen. Dabei spielt es keine Rolle, ob eine einseitige Haltung bewusst oder unbewusst entsteht – in beiden Fällen ist sie ein Hindernis für ausgewogene und sachbezogene Berichterstattung.

Bei der Vermittlung von Migrations- und Integrationsthemen oder der medialen Darstellung von Menschen aus Einwandererfamilien tragen Journalistinnen und Journalisten neben einer publizistischen auch eine gesellschaftliche Verantwortung, weil die Medien das in der deutschen Mehrheitsbevölkerung herrschende Bild von nicht oder neudeutschen Bürgerinnen und Bürgern in besonderem Maße bestimmen. Viele Herkunftsdeutsche haben im Alltag eher wenige oder nur oberflächliche persönliche Kontakte oder empfinden die Menschen mit Migrationshintergrund, zu denen persönliche Beziehungen bestehen, oft als die Ausnahme. Wenn in manchen deutschen Medien zwischen den Zeilen oder direkt drohende Überfremdung thematisiert wird, wenn der Verlust kultureller Identität oder eine Gefährdung der inneren Sicherheit unterstellt wird, dann beziehen Leser, Zuschauer oder Hörer diese Berichte selten auf ihre griechische Nachbarsfamilie, die türkische Elternsprecherin oder den nigerianischen Arzt. Schuld an solchen Zuständen seien doch nur die anderen, die Nichtintegrierten, die Unwilligen, die kriminellen Ausländer; aber es müsse viele von ihnen geben, sonst würde nicht immerfort über sie berichtet. So entsteht durch Medienpräsenz der Eindruck, solche Ausnahmefälle seien die Regel.

Dieser Mechanismus, das Schließen vom Einzelfall auf die ganze Gruppe, greift automatisch und gilt für die meisten Medienberichte über Menschen einer dezidierten Gruppe oder Minderheit. Ein Bericht über einen korrupten Politiker wirft ein negatives Licht auf alle Parlamentarier. Eine Meldung über einen türkeist.mmigen jugendlichen Gewalttäter wird übertragen auf die Mehrheit der jungen Türken. Diese Bilder medial zu korrigieren, ist nicht üblich. Klar: Medien berichten nicht von der Norm, sondern von deren Abweichung. Deshalb ist die Unbestechlichkeit einzelner Politikerinnen und Politiker keine Nachricht wert. Genauso selten tauchen explizit korrektive positive Geschichten über Nicht- oder Neudeutsche in den Medien auf. Der Unterschied ist: Ein Politiker hat seinen Beruf selbst gewählt und es besteht ein zwingender Zusammenhang zwischen seinem Mandat als Volksvertreter, das Gesetzestreue verlangt, und der Nachricht von einem Verstoß und Machtmissbrauch. Ein jugendlicher Gewalttäter aus einer Einwandererfamilie hat sich seine Herkunft nicht ausgesucht, er vertritt kein Volk und keine ethnische Gruppe qua Funktion. Er wird durch die Zuschreibung seiner Herkunft in einer Nachricht erst zum Stellvertreter gemacht.

 

Deutschstämmige Kriminelle gibt es nicht

Das Stigma »Ausländer sind kriminell« wird medial laufend erneuert und bestätigt, weil Kriminalitätsberichterstattung in den Medien sehr viel Raum einnimmt und gleichzeitig quasi nie darin erwähnt wird, wenn ein Verdächtiger Deutscher ist. Obwohl die weit überwiegende Zahl der Straftaten in Deutschland von Deutschen begangen wird (Statistisches Bundesamt 2013) – der Anteil der verurteilten deutschen Straftäter liegt seit 2007 stabil bei 80 Prozent –, käme beim Zeitunglesen niemand auf den Gedanken: »Was, schon wieder ein Einbruch von einem Deutschen?!« Warum auch? Die Information über die deutsche Staatsangehörigkeit eines Einbrechers kann zutreffen, ist aber damit längst nicht berichtenswert. Nicht deutsche Nationalitäten werden dagegen immer wieder genannt, selbst in Alltagsmeldungen wie in diesem Bericht der »Heilbronner Stimme« vom 6. August 2013:

»Am frühen Abend übersah in Heilbronn ein Pkw-Fahrer beim Abbiegen von der Olgastraße in einen Parkplatz eines Lebensmittelmarktes einen entgegenkommenden Rollerfahrer. […] Allerdings war der 27 Jahre alte Türke trotz den Aussagen mehrerer Zeugen völlig uneinsichtig […]« (»Mehrere Verletzte bei Radunfällen im Unterland« 2013).

Ein Fall von fahrlässiger Körperverletzung, der in keinem Zusammenhang mit der Herkunft des Fahrers steht. Weshalb sie im Bericht trotzdem genannt wird, bleibt unklar. Es gibt unzählige solcher Beispiele, die zeigen, dass bei der Kriminalitätsberichterstattung zwischen deutschen und nicht deutschen Tätern unterschieden wird. Besonders sichtbar wird diese Praxis in der folgenden Meldung über die Gerichtsverhandlungen zweier gleicher Straftaten, verhandelt am selben Tag, vor demselben Gericht, zusammengefasst in einem Bericht der »Nordwestzeitung«:

»Im ersten Fall war ein 40-jähriger Türke der versuchten räuberischen Erpressung für schuldig befunden worden. […] In der zweiten Verhandlung war ein 50-jähriger Delmenhorster der räuberischen Erpressung angeklagt« (»50-Jähriger bedroht Einzelhändler mit Flaschenhals. Schöffengericht verhandelt zwei Fälle von räuberischer Erpressung« 2012).

Eine eigene Nachfrage beim zuständigen Amtsgericht hat ergeben, dass beide Männer in Delmenhorst lebten. In diesem Bericht ist aber nur der deutsche Angeklagte ein »Delmenhorster«, der »Türke« kann es offenbar nicht sein. Auch wenn er seit Jahren in Delmenhorst lebt – in der medialen Öffentlichkeit bleibt er Türke. Die Herkunft des Straftäters steht auch in dieser Geschichte in keinem erkennbaren Bezug zur Tat, sondern es wird wieder ein scheinbarer Zusammenhang hergestellt. Durch die Nennung der Nationalität als besonderes, als erwähnenswertes Merkmal wird suggeriert, sie sei von Belang, sei notwendig, um die Geschichte, die Tat, den Hergang, das Motiv nachzuvollziehen. Die Delmenhorster Zeitungsleser werden eher nicht vermuten, dass ein Journalist ihrer Regionalzeitung aus reiner Gedankenlosigkeit drauflosformuliert hat, ohne zu wissen, was sein Bericht transportiert. Erfahrungsgemäß ist es aber recht wahrscheinlich, dass der Berichterstatter einfach auf der Suche nach einem Synonym war und die Gelegenheit nutzte, nicht einen 40-jährigen und einen 50-jährigen Delmenhorster textlich auseinanderhalten zu müssen. So beiläufig wird einer als »Türke« markiert.

Der journalistischen Ethik entspräche es, den Empfehlungen für publizistische Arbeit des Deutschen Presserats zu folgen. Bereits seit den 1980er-Jahren wird im Pressekodex, Ziffer 12 Diskriminierungen, Richtlinie 12.1. gefordert: »In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründeter Sachbezug besteht. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte« (Deutscher Presserat 2013). So alt wie diese Richtlinie sind auch die Diskussionen darüber. Weil Journalismus der Wirklichkeit verpflichtet ist, sei diese Beschränkung als eine Art politisch korrekt motivierte Selbstzensur zu sehen. So heißt es in einem Kommentar in »Die Zeit« vom 16. Juni 1995:

»Wenn ein Türke eine Bank überf.llt, dann muss das in der Zeitung stehen können. Nicht weil alle Türken Bankräuber wären, sondern weil dieser Bankräuber Türke war« (zitiert nach Jäger et al. 1998: 169).

Dies Argument lässt schlicht außer Acht, dass die ethnische Zugehörigkeit eines Täters selten die Geschichte oder den Hintergrund einer Tat erhellt. Der Bankräuber hat den Überfall wahrscheinlich nicht begangen, weil er Türke ist. Wenn doch, müsste diese außergewöhnliche Story natürlich unbedingt erzählt werden.

Wann und wodurch aber besteht ein Sachbezug zur Nachricht? Etwa wenn eine Witwe eine Bank überf.llt, um die .berführung ihres verstorbenen Ehemanns bezahlen zu können. Wenn in einem Gerichtsverfahren der kulturelle Hintergrund eines Täters bei einer Entscheidung berücksichtigt wird oder auch wenn es nachweislich um Frauenmorde im Namen einer vermeintlichen Ehre geht. Also immer dann, wenn tatsächlich die kulturelle oder ethnische Zugehörigkeit benannt werden muss, um einen Bericht zu verstehen.

Bei der Herleitung einer statistischen Relevanz des ethnischen Hintergrunds für eine Nachricht sollte genau überprüft werden, wie tragfähig die betreffenden Zahlen sind. Es ist ein Leichtes zu befinden, ein beliebiger Prozentsatz von nicht deutschen Verdächtigen bei bestimmten Delikten sei hoch und die Information »Migrationshintergrund « deshalb wichtig. Genauso tragen die meisten Kriminellen Schuhe ab Größe 39 (Schiffer 2013: 11), was kein Grund ist, die Schuhgröße eines Straftäters anzuführen. Deshalb sollten Statistiken immer korrekt eingeordnet werden, im Zweifelsfall von seriösen Fachleuten. Und es ist hilfreich, dabei die Interpretationen verschiedener Seiten zu kennen.

Das Beispiel Schuhgröße macht vor allem klar, dass der ethnische Hintergrund nie erwähnt wird, um einer Chronistenpflicht zu folgen. Die Intention ist, gezielt ein ganz bestimmtes Gruppenmerkmal abzubilden, das als relevanter Teil der Wirklichkeit empfunden wird. Dieses Denkmuster, in dem die ethnische Herkunft eines Menschen als bedeutendes Personencharakteristikum gilt, ist nur eins von vielen. Es ist nicht mehr oder weniger gültig als alle anderen. Aber speziell dieses Kategorisierungskonstrukt wirkt diskriminierend, wenn es in der Medienberichterstattung angewendet wird. Für den Journalismus ist es somit untauglich, weil einseitig statt objektiv.

 

Implizite und explizite Information

In der Kriminalitätsberichterstattung kann bei der Beschreibung von Tätern oder anderen Protagonisten problemlos auf die Nennung des Wohnorts zurückgegriffen werden, beispielsweise »Der Düsseldorfer« oder gegebenenfalls »Der Düsseldorfer Hashim Y.«. Natürlich ist durch den Zusatz des Vornamens oder eines ähnlichen Aliasnamens erkennbar, dass die beschriebene Person nicht herkunftsdeutsch ist. Der Zweck dieser neutralen Beschreibung ist nicht, unter allen Umständen den ethnischen Hintergrund eines Menschen zu verschleiern, sondern ihn nicht als explizites und damit relevantes Merkmal hervorzuheben. Die Formulierung »Der Düsseldorfer Hashim Y.« kommuniziert die Selbstverständlichkeit, dass Menschen mit nicht deutschen Vornamen Düsseldorfer sind, dazugehören und als solche in den Medien vorkommen. Die Bezeichnungen »Der Libanese Hashim Y. aus Düsseldorf « oder auch »der aus dem Libanon stammende Hashim Y. aus Düsseldorf« verdeutlichen, dass Hashim Y. Libanese ist bzw. aus dem Libanon stammt und damit per Definition nicht »richtig« deutsch ist und es medial auch nicht werden kann, selbst wenn er noch so lange Düsseldorfer ist.

Anders verhält es sich mit Selbstzuschreibungen. Die Eigenbezeichnungen von Protagonisten können in Medienberichten durchaus übernommen werden, solange sie als solche erkennbar sind – wie in diesem Auszug aus einer Reportage über migrantische Rockerbanden in der FAZ vom 12. August 2012:

 

»›Die Kanaken sind brutal. Die freuen sich, wenn es Stress gibt.‹ Yusuf redet über die Migranten in der Rockerszene. Er ist selbst einer von ihnen, ein einflussreicher Bandido« (Ata 2012).

Oft wird aber auch ganz ohne Selbst- oder Fremdzuschreibung der Personen in der Kriminalitätsberichterstattung vermittelt, dass vermeintlich Nichtdeutsche in eine Geschichte verwickelt sind. Verantwortlich sind Formulierungen, die wie Codes assoziiert werden mit sogenannter Ausländerkriminalität, zum Beispiel das Tatmotiv: »Bandenkrieg«; die Deliktart: »Drogendeal«; das Umfeld: »Clan«; der Beruf: »Teppichhändler«. In einer Untersuchung über die Wirkung der Richtlinie 12.1. des Pressekodex (Mohr, Bader und Wicking 2009) wurde belegt, dass eine Mehrheit der befragten Leserinnen und Leser allein aufgrund bestimmter deskriptiver Informationen in Zeitungsmeldungen auf eine nicht deutsche Herkunft von Tätern schloss. Das kann zu der eigenartigen Situation führen, dass ein Reporter der »Westdeutschen Zeitung« in seinem Bericht betont, dass bei einem solch typischen Tathergang wie einer Messerstecherei auch mal ein Deutscher die Waffe führt:

»Offenbar lösten provokante Blicke, die sich die beiden Männer zuwarfen, den Streit aus. Dann soll es zu einer Rangelei gekommen sein, in deren Verlauf der 21 Jahre alte Wuppertaler – er hat keinen Migrationshintergrund – seinem Kontrahenten ein Messer in den Oberkörper gestoßen hat« (Maus 2013).

Bei jedem der stereotypen Kategorie »Ausländerkriminalität« verdächtigen Vorgang zu erwähnen, ob und welcher Nationalität die Täter, Opfer, Zeugen oder sonstigen Protagonisten sind, ist sicher keine Lösung. Viel eher sollten Journalisten beim Schreiben und Sprechen hinterfragen, warum beispielsweise als Tatmotiv »Blutrache« angeführt wird, wenn »Rache« dasselbe aussagt. Oder warum die Bezeichnung einer großen Familie als »Großfamilie« oder von Verwandten als »Clan« richtig sein soll.

Besonders der stigmatisierende Begriff »Ehrenmord« ist infrage zu stellen, weil er selten zutrifft. In vielen dieser Fälle würde die gleiche Gewalttat, hätte sie sich in einer herkunftsdeutschen Familie zugetragen, als »Familientragödie«, »Beziehungstat« oder »Eifersuchtsdrama« bezeichnet. Mit dem Begriff »Ehrenmord« wird ein fundamentalistisch religiöses und stark patriarchales Familienbild verbunden, dass in den deutschen Medien ausschließlich muslimisch geprägten Kulturen zugeschrieben wird. Diese Gewalttaten, die als Machtdemonstration zur Bewahrung eines Status innerhalb einer archaischen Familienstruktur meist an Frauen oder Mädchen verübt werden, kommen und kamen aber genauso unter Christen vor, wie etwa auf Sizilien oder Kreta. Ein weiterer Grund, den Begriff nicht zu verwenden, ist, dass der Berichterstatter das Motiv des Täters legitimiert und übernimmt, wenn er die Tat als »Ehrenmord« beschreibt. Etwas reflektierter klingt eine Formulierung, wie sie am 24. Juli 2013 in der »Berliner Morgenpost « verwendet wird:

»Der Mord an der zur Tatzeit 23 Jahre alten Hatun Sürücü war der wohl spektakulärste Mord, der im Namen eines althergebrachten Begriffs von Ehre in Kreisen muslimischer Einwanderer an einer jungen Frau verübt worden war« (Fahrun 2013).

Handelt es sich, wie in diesem Fall nachgewiesen, eindeutig um einen Mord im Namen einer vermeintlichen Ehre, kann man zur alternativen Formulierung auch der Idee der Istanbuler Frauenrechtlerinnen von »Kadın Cinayetlerini Durduracagiz« folgen. Sie verwenden in der Türkei den Begriff »kadın cinayeti«, »Frauenmord«, weil er nur die Tat und die Opfer in den Fokus rückt (Kadın Cinayetlerini Durduracagiz 2013).

 

Rassismus statt Fremdenfeindlichkeit

Die ethnische Zugehörigkeit der Opfer von Straftaten wird in der Kriminalitätsberichterstattung nur selten genannt. In diesem Punkt sind die meisten Journalistinnen und Journalisten sehr viel differenzierter und erkennen an, dass es keine Rolle spielt, aus welchem Teil der Erde ein Opfer oder dessen Familie stammt. Wie im umgekehrten Fall, hängt die Nennung eines Migrationshintergrunds auch hier von der Motivation und den Hintergründen einer Tat ab. Wo es um rassistisch motivierte Gewalttaten geht, ist es angebracht zu berichten, dass die Opfer von den Tätern als nicht deutsch wahrgenommen werden – Deutsche, ob schwarz oder weiß, sind von Gewalt durch Rechtsextreme ebenso betroffen. Es ist wichtig, die Opfer, aber auch das Motiv aus dem Blickwinkel des Berichterstatters zu benennen und nicht aus der Sicht der Täter abzubilden. Dazu heißt es in einer Pressemitteilung der »Neuen deutschen Medienmacher« mit Formulierungsempfehlungen für die Berichterstattung zur Neonazi-Mordserie des NSU:

 

»Die Opfer

Wir empfehlen, die Opfer nicht als ›Türken‹ oder ›Migranten‹ zu bezeichnen (unter ihnen waren sowohl zwei Deutsche als auch ein Grieche). Eher auf die Gruppe der Mordopfer zutreffende Bezeichnungen sind z. B. Kleingewerbetreibende, Geschäftsleute, Klein-Unternehmer. Sie wurden von den Tätern als nicht deutsch wahrgenommen. Es ist also wichtig, die Morde als rassistisch motiviert zu beschreiben, dies muss aber nicht anhand der Übernahme dieser Typisierung der Opfer durch die Medien geschehen.

 

Die Motivation

Die Mordserie als ›fremdenfeindlich‹ motiviert zu bezeichnen trifft nicht zu, da diese Morde nicht an Fremden, wie z. B. Touristen, verübt wurden. Es wurden Mitbürger ermordet, die seit vielen Jahren unter uns lebten und zum Teil Deutsche waren. Eine Zuschreibung ›ausländerfeindlicher‹ Motive im Fall der aktuellen Mordserie ist ebenso ungenau, denn damit wird unterstellt, dass z. B. die türkischst.mmigen Opfer ›Ausländer‹ sind, somit keine Deutschen sein können […]. Dass die Neonazis die Ermordeten durchaus als Ausländer und Fremde sehen bzw. sahen und sicher auch beschrieben, ist kein Grund, es ihnen gleichzutun. Zutreffend ist es, diese Taten als rassistisch bzw. rassistisch motiviert, rechtsextrem oder neonazistisch motiviert zu bezeichnen« (Neue deutsche Medienmacher 2011).

 

Nach Angaben der Polizei …

Die einzigen Medienberichte, in denen eine tatsächliche oder vermutete ethnische Herkunft von Straftätern wirklich nachvollziehbar eine Rolle spielen kann, sind Fahndungshilfen der Polizei. Die betreffenden Beschreibungen kommen selten ohne Stereotype aus, die aber vor allem durch die Systematik der Polizeiarbeit entstehen. Polizisten sind geschult, Komplexität zu reduzieren und möglichst vollständig alle eventuell für eine Fahndung nötigen Daten schnell zu erfassen und weiterzugeben. Zum Job eines Reporters gehört es nicht, Suchmerkmale aus Polizeiberichten wörtlich zu übernehmen, sondern sie als die meist vagen Vermutungen zu erkennen, die sie sind.

Wie kommt es beispielsweise zu der Annahme der Polizei, dass ein gesuchter Verdächtiger »arabischstämmig« ist? Hat er sich auf Arabisch geäußert und war zufällig ein Zeuge vor Ort, der die Sprache spricht? Falls nicht, könnte es vielleicht sein, dass der Gesuchte gar nicht Arabisch spricht, sondern eventuell Aramäisch, Hebräisch oder eine andere semitische Sprache? Was genau bedeutet »arabischstämmig «? Kommt der Verdächtige von der Arabischen Halbinsel, aus Saudi-Arabien, Kuwait, dem Jemen, Katar etc. oder könnte er genauso gut aus Nordafrika sein? Ähnliche Zweifel gelten für die Angaben vermeintlicher Akzente. Welche Sprachgenies sind wohl in der Lage, Deutsch mit türkischem Akzent zu unterscheiden von Deutsch mit kurdischem, berberischem oder persischem Akzent?

Natürlich geht es für die Polizei bei der Fahndung nicht um solche Unterscheidungen. Und auch im journalistischen Alltagsgeschäft entspricht es in der Regel nicht dem Sinn der Sache und ist selten Zeit, bei jeder kleinen Fahndungshilfe alle Angaben der Polizei akribisch zu überprüfen. Wenn aber ein Journalist diese teils willkürlich vermuteten Merkmale der Polizei in einer Meldung wiedergibt, ist es immer möglich, sie wahrheitsgemäß als Vermutungen zu beschreiben. So macht es grundsätzlich beispielsweise die »Schwäbische Zeitung «, hier in einer Meldung am 4. Juli 2013:

»Der Haupttäter war etwa 1,85 groß […]. Er sprach mit einem Akzent, der vom Geschädigten als osteuropäisch eingestuft wurde« (»Drei junge Männer schlagen 18-Jährigem in Ellwangen Zahn aus« 2013).

Manche der Medienberichte, die hier zitiert wurden, und viele weitere, die täglich in den deutschen Medien erscheinen, verstoßen gegen Ziffer 12 (Diskriminierungen) des Pressekodex. Doch nur sehr wenige davon werden überhaupt zur Beschwerde beim Deutschen Presserat eingereicht. Von 670 Fällen, die 2012 in den Beschwerdeausschüssen des Presserats behandelt wurden, ging es in nur 34 Beschwerden um die Missachtung von Ziffer 12. Daraus kann man folgern, dass diskriminierende Kriminalitätsberichterstattung in den deutschen Medien als normal empfunden wird.

 

Vom Einzelfall zur großen Debatte

Fahndungshilfen, Polizeiberichte und erste Meldungen über Straftaten finden sich in erster Linie in lokalen und regionalen Medien, die Debatten dazu werden meist überregional verbreitet. In gleicher Weise, wie in diskriminierenden Meldungen bei der Kriminalitätsberichterstattung ein Bezug zwischen dem ethnischen Hintergrund und einer Straftat hergestellt wird, werden eine Straftat und der ethnische Hintergrund des Täters in den Kontext einer aktuellen, aktualisierten oder neu geschaffenen gesellschaftlichen Debatte gestellt. Das Prinzip ist ähnlich: Ein auserwählter Teil der Realität wird zugrunde gelegt und ein Zusammenhang daraus konstruiert. Es gibt zahlreiche Beispiele für diese Verschränkungen. Dass in Duisburg-Marxloh viele eingewanderte Bürger und Einzelhändler ansässig sind, kann Anlass dafür sein, dass in Medien direkt oder zwischen den Zeilen von Überfremdung die Rede ist. Als an einzelnen Schulen mit vielen nicht oder neudeutschen Schülerinnen und Schülern über aggressives Verhalten gegenüber Minderheiten berichtet wurde, führte das zu einer Diskussion über Deutschenfeindlichkeit. Und wenn ein jugendlicher Gewalttäter mit zwei Staatsangehörigkeiten vor der deutschen Justiz flieht, kommt garantiert das Thema »Doppelpass« in die Medien. Ständige Begleiterin dieser Diskussionen, fast immer erwähnt und mindestens mitgedacht ist die »gescheiterte Integration«.

Ein typischer Fall der direkten Kontextualisierung von Straftaten mit der Integrationsdebatte ist die Schlägerei am Berliner Alexanderplatz im Oktober 2012, durch die der 20-jährige Johnny K. starb. Die Polizei hatte die Verdächtigen schnell ermittelt: Sie heißen Onur U., Mehmet E., Osman A., Hüseyin I., Mely Y. und Bilal K. und sind zwischen 19 und 24 Jahre alt. Die Geschichte ging durch alle Medien und wurde unter anderem in einer Kolumne der »Bild am Sonntag« am 27. Oktober 2012 kommentiert. Im Anschluss an eine kurze Einleitung hieß es dazu:

»Wieder einer dieser Vorfälle, die uns fragen lassen: Sind wir in Deutschland nicht mehr sicher? Gibt es für junge Leute keine Hemmschwellen mehr? Ist die Integration gescheitert?« (Hahne 2012).

Zwar ist es plausibel, dass solche Gewalttaten Ängste auslösen, und nachvollziehbar, dass erwachsene Menschen über derart aggressive Jugendliche ratlos sind, doch welchen sachlichen Grund gibt es, um in einem Kommentar von gescheiterter Integration zu sprechen? Alle sechs Täter sind in Berlin geboren und aufgewachsen; das war zu diesem Zeitpunkt schon bekannt. Weil ihre Vornamen darauf hinweisen, dass ihre Eltern nicht aus Deutschland stammen, scheint automatisch ein evidentes Integrationsproblem zu existieren. Drei der Männer stammen aus griechischen Familien, drei aus türkischen. Sie haben einigermaßen erfolgreich die Schule absolviert, leben alle noch bei ihren Eltern und wissen offenbar nichts mit ihrem Leben anzufangen. Jung, männlich, ohne Job – wenn das Zeichen mangelnder Integration sind, wären sehr viele autochthon deutsche Jugendliche nicht integriert. Solange die Behauptung vermeintlich gescheiterter Integration in den Medien immer wieder allein mit einer nicht deutschen Herkunft belegt wird, erfolgt dadurch die mediale Ausgrenzung und Ausbürgerung von Einwanderern und ihren Nachkommen. Kein Journalist muss Verständnis für brutale Gewalttäter aufbringen, aber ein Verständnis für die Legitimität der Kontextualisierung einzelner Nachrichten mit gesellschaftlichen Debatten ist notwendig.

Als der Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Heinz Buschkowsky (SPD), unter dem Titel »Neukölln ist überall« (Buschkowsky 2012b) von gefährlichen Parallelwelten schrieb, sich in der »Bild«, in Talkshows und auf Veranstaltungen gegen eine »Politik des Alles-Verstehens und Alles-Verzeihens« wandte, gab es medialen Gegenwind und auch Applaus. Einige Migrantenorganisationen verwehrten sich gegen die generalisierende Darstellung ihrer Community als integrationsverweigernde und gewalttätige Streetfighter. Es entspann sich eine Diskussion nicht nur über Buschkowskys Thesen, sondern auch darüber, ob und warum eine so einseitige Wahrnehmung und Wiedergabe der Verhältnisse zulässig sei. Wie in der Sarrazin-Debatte herrschte der Tenor »Das wird man doch wohl sagen dürfen« vor und in einer Kolumne im »Tagesspiegel« wurde am 1. Oktober 2012 die Kritik an Buschkowskys Buch und seinem Vorgehen infrage gestellt:

»Wieso fühlen sich eigentlich manche Menschen persönlich angegriffen, wenn man Geschichten aus dem Leben erzählt? Für mich ist das so, als fühle sich ein Deutscher persönlich angegriffen, wenn man etwas gegen Nazis sagt« (Martenstein 2012).

Hier wird kein Unterschied gemacht zwischen der selbst gewählten politischen Gesinnung eines Nazis – von der sich abzugrenzen jedem freisteht – und der ethnischen Herkunft eines Menschen, die weder selbst verantwortet ist noch völlig abgelegt werden kann. Mit diesem Argument wird signifikant, wie in dieser und vielen anderen Debatten um gescheiterte Integration der ethnische Hintergrund von Menschen als typisierendes Kriterium für eine hier sogar freiwillig erscheinende Zugehörigkeit zu einer Gruppe steht. Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund ist es natürlich möglich, sich in ihrem persönlichen Umfeld von Schlägern oder Kriminellen zu distanzieren. Wenn es, wie in dieser Debatte, aber nicht einmal um Einzelfälle, sondern um ganze Stadtviertel geht und daraus gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge gestrickt werden, wird in den medialen Diskussionen oft nicht mehr differenziert. Und wo von »den Muslimen« oder »den Migranten« die Rede ist, fühlen sich »die« Migranten und »die« Muslime auch gemeint. Als Reaktion auf den Vorabdruck der ersten Auszüge aus Buschkowskys Buch »Neukölln ist überall« in der »Bild« am 17. September 2013 schrieb die Bloggerin Shehadistan am Tag darauf:

»Als Buschkowsky 2012 diesen Satz veröffentlicht: ›Im Zweifel gilt es, der ethnischen Schwester und dem ethnischen Bruder zu helfen‹, wird mir zum ersten Mal klar, dass ich ganz bewusst denke: ›Ja.‹ […] Ich denke an all die, […] neben denen ich im selben Boot sitze, weil wir dort hineingesetzt wurden, nicht weil wir es uns ausgesucht hätten, oder weil wir alle in dieses Boot gehören würden, sondern weil es für uns ausgesucht wurde« (Shehadeh 2012).

 

Der integrierte Migrant als Exot

Versuche, die negativen Bilder von Menschen mit Migrationshintergrund in den Medien durch positive Berichterstattung auszubalancieren, werden durchaus unternommen. In einer steigenden Zahl von Beiträgen werden beispielsweise besondere Integrationsleistungen hervorgehoben oder die kulturelle Vielfalt einer Region oder Stadt abgebildet.

Diese Geschichten können gut funktionieren, wenn ein Journalist auf Augenhöhe mit seinen Protagonisten ist. Das setzt voraus, die deutsche Brille beiseitezulegen und sich unvoreingenommen auf die Sache oder die Menschen einzulassen. Viele Worte braucht es dazu nicht. Die folgende Meldung aus der »Augsburger Allgemeinen« vom 26. Juli 2013 ist nur 20 Zeilen lang, handelt von einer Ehrung im Augsburger Rathaus für die besten Absolventen des qualifizierenden Hauptschulabschlusses 2013 und beschreibt die Tatsache, dass viele der Schüler nicht autochthon deutsch sind:

»Der Großteil der Absolventen ist zweisprachig aufgewachsen, wie sich bei der Veranstaltung zeigte. Sie beherrschen beispielsweise Türkisch, Italienisch, Vietnamesisch oder Tschechisch als zweite Muttersprache. Teils haben sich die Schüler in nur wenigen Jahren in Deutschland die Sprache und die schulischen Inhalte erarbeitet. […] Andere gehen weiter auf eine Schule wie die Wirtschaftsschule, beispielsweise der 16-jährige Mehmed Mutapic von der Löweneck-Schule, mit 1,5 ebenfalls Stadtbester« (»Das perfekte Zeugnis« 2013).

Der 16-Jährige ist in dieser Meldung Schüler seiner Schule, nicht ausdrücklich ein Junge nicht deutscher Herkunft. Formulierungen wie »Zweisprachigkeit« sind positiv konnotiert und es wird eine besondere Leistung der Schüler anerkannt. Sicherlich ist es leichter, die besten Schüler eines Jahrgangs in ein helles Licht zu rücken, als problematische Geschichten zu erzählen. Worauf es aber in beiden Fällen ankommt, ist ein journalistischer Blick, der wirkt, als würde er auf Personen schauen und nicht auf Gruppen. Damit werden pauschalisierende Bezeichnungen wie Migranten, Migrationshintergrund oder Ausländer überflüssig. Selbst wenn diese Wörter nicht in absolut jedem Fall zu vermeiden sind: Der Abstand, den sie herstellen, ist selten nötig.

Diese Distanz kann die Protagonisten mitunter wie Zootiere erscheinen lassen, deren schwierige Eingewöhnungsphase vom zivilisierten Journalisten erklärt werden muss. So geschehen in einem ungelenken Beitrag vom 5. Oktober 2010 über ein sogenanntes Erzählcafé in einer Donaueschinger Begegnungsstätte, erschienen im »Schwarzwälder Bote«:

»Warum die Fremde für etliche Mitbürger mit Migrationshintergrund oft sehr lange oder gar dauerhaft fremd bleibt, erklärt sich gerade in dieser Bevölkerungsgruppe mit dem sich ändernden Familienbild – zumindest zunehmend. Den starken Familienverbund des Heimatlandes findet der Migrant hier nicht mehr, der Austausch mit anderen Personen kann im Extremfall zur unüberwindbaren Hürde werden« (Gossweiler 2010).

Die »Fremde«, das »Heimatland«, der »Extremfall«, die »Hürde« – er hat es schwer, der Migrant. Diese Form der paternalistisch zugewandten Haltung findet sich häufig in positiver Berichterstattung, nicht immer in solch krasser Form, aber immer gut gemeint. Ein sicheres Zeichen für eine reservierte Haltung des Verfassers zur Geschichte ist, dass die Protagonisten nicht oder nur sehr bedingt zu Wort kommen und nicht als handelnde Akteure dargestellt werden, sondern als passive Betroffene oder Exoten.

Journalisten sollten sich darum bemühen, selbst bei noch so kleinen bunten Beiträgen korrekte Termini zu verwenden, bei Unsicherheiten zu fragen oder zu recherchieren und auch die Bezeichnungen der Protagonisten entweder von ihnen selbst bestimmen zu lassen oder zu recherchieren – also zum Beispiel nicht von Dunkelhäutigen sprechen oder schreiben, sondern von Schwarzen (siehe www.isd.de oder www.derbraunemob.de). Vor allem Beiträge über kleinere Ereignisse wie Nachbarschaftsfeste, Moschee-Eröffnungen oder kulturelle Veranstaltungen aller Art wirken oft ungewollt komisch, wenn sie wie Schilderungen von Ethnologen klingen, die ihr einheimisches Publikum in fremde Bräuche einführen. Als könnte sich der Journalist nicht ansatzweise vorstellen, dass auch Einwanderer mitlesen.

Eine dominant paternalistische Perspektive ist nicht nur in Artikeln kleinerer Lokalzeitungen wahrzunehmen. Überregionale Medien denken zwar öfter ihr nicht deutsches Publikum mit, aber dass deshalb automatisch angemessener berichtet wird, ist nicht immer der Fall. In den großen Medienhäusern finden sich gleichfalls Journalisten, die sich selbst als Vertreter einer Mehrheitsbevölkerung vermuten, die ohne Sensibilität auf Zugehörige einer Minderheit zu blicken wünscht. In einem Vortrag der »Neuen Deutschen Medienmacher« am 29. März 2012 in Berlin verwies die Journalistin Ferda Ataman unter anderem auf ein Personality-Interview im »Spiegel« mit FDP-Chef Philipp Rösler. Der mehr als dreiseitige Beitrag hatte die Überschrift »Papa ist mein Vater, Schluss, aus« (Feldenkirchen und Pfister 2011). Vizekanzler Rösler wurden in dem Artikel 44 Fragen gestellt, von denen sich fast zwei Drittel um seine vietnamesische Herkunft, seine leiblichen Eltern, seinen Geburtsort, seine Identität drehten. Darunter waren absurde Fragen nach seinem Aussehen, danach, warum Asiaten als »Fidschis« beschimpft werden oder auch auf wessen Seite Rösler sei, wenn er Vietnamkriegsfilme schaue. Weitere 20 Prozent der Fragen an den Wirtschaftsminister hatten seine Ansichten zu Ausländern, zur deutschen Leitkultur und zur Integration zum Thema – ein renommiertes und meinungsbildendes Nachrichtenmagazin reduzierte den deutschen Vizekanzler als Person faktisch zu 80 Prozent, gefühlt vollständig auf seine ethnische Herkunft.

 

Für mehr Vielfalt in den Medien

Am wirkungsvollsten für ein repräsentatives Bild von Menschen nicht deutscher Herkunft in den Medien sind nicht Artikel über Mustermigranten oder blumige Folklorestücke, sondern eine Einbindung in die gesamte Bandbreite der Berichterstattung. Als Anfang 2011 in der »Tagesschau« eine Straßenumfrage über Plagiatsvorwürfe bei Dissertationen gebracht wurde und eine von fünf Befragten eine muslimische Jurastudentin mit Kopftuch war, sendeten schon diese wenigen Fernsehsekunden ein außerordentlich positives Signal aus.

Um so ein Signal möglich zu machen, braucht es eine ganze Reihe von Journalisten, die solche Bilder selbstverständlich finden: Der Reporter muss die Studentin mit Kopftuch als eloquente Bürgerin wahrnehmen und ansprechen, der Kameramann muss mitmachen, nicht abwinken mit Einwänden wie: »Die brauchen wir gar nicht erst probieren, die sagen eh nix ... « und der Redakteur muss eine junge Frau mit Kopftuch in der »Tagesschau« sehen wollen. Sie alle, inklusive der leitenden Kollegen in der Chefetage, sind beteiligt und sollten sensibilisiert sein, um diese Zeichen im Nachrichtenalltag bewusst zu setzen.

Die Bildredakteure der Zeitungen könnten sehr viel mehr durchschnittliche oder positiv wirkende Fotos von Nichtdeutschen in Alltagssituationen einsetzen. Wenn schon das vermeintlich dringende Bedürfnis nach eindeutiger Bildsprache vorherrscht, weshalb Artikel zum Thema »Integration« mit Fotos von Frauen mit Kopftuch versehen werden, können statt der ewig gleichen Abbildungen von muslimischen Müttern mit Kleinkindern und Einkaufstüten genauso gut Fotos von Musliminnen gedruckt werden, die beim Bäcker ihre Brötchen bezahlen oder mit dem Handy am Ohr durch die Fußgängerzone spazieren. Sie würden eher die Wirklichkeit abbilden. Da der geschätzte Anteil der Menschen in Deutschland, die aus muslimischen Ländern stammen, ohnehin nur maximal fünf Prozent beträgt, repräsentieren sie aber nur etwa ein Viertel aller Bürgerinnen und Bürger aus Einwandererfamilien. Ein Drittel der Menschen nicht deutscher Herkunft ist aus EU-Ländern nach Deutschland eingewandert (Statistisches Bundesamt 2012), doch sie kommen bei der Bebilderung von Integrationsthemen kaum vor.

Ein weiterer wesentlicher Bestandteil medialer Integration ist die Einbindung von Journalisten mit Migrationsgeschichte in die Medienproduktion. Nach zuverlässigen Untersuchungen betrug der Anteil von Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund beispielsweise bei deutschen Zeitungen maximal zwei Prozent (Geißler, Enders und Reuter 2009: 92). In den öffentlich-rechtlichen und auch in den privaten Rundfunkhäusern ist ihr Anteil etwas höher, neue gesicherte Daten gibt es zurzeit nicht. Fest steht, dass entgegen der deutschen Realität – mit einem Bevölkerungsanteil von 19 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund – in den Medien keine kulturelle Vielfalt herrscht.

In einigen Medienhäusern ist das längst erkannt worden. So werden beim WDR durch Talentwettbewerbe seit 2005 Nachwuchsjournalisten mit Migrationsbiografien rekrutiert; ähnliche Aktionen führt RTL seit 2008 durch. Das ZDF hat für die Besetzung der Nachrichten im Morgenmagazin gezielt Journalistinnen und Journalisten mit Migrationshintergrund gecastet: Dunja Hayali und Mitri Sirin im ZDF und Linda Zervakis und Ingo Zamperoni in der ARD sind markante Rollenvorbilder.

Mediale Integration ist aber mehr als nur eine Frage der Repräsentanz. Es steht außer Frage, dass Journalisten mit Migrationsgeschichte nicht automatisch bessere Reporter oder Moderatoren sind, und sie haben auch keine angeborenen interkulturellen Kompetenzen. Aber sie schaffen bessere Voraussetzungen für vielfältige Berichterstattung, weil in einer divers besetzten Redaktion mehr Standpunkte, Perspektiven, Sprachkompetenzen, unterschiedliche kulturelle Erfahrungen und direktere Zugänge zu migrantischen Communitys vorhanden sind. Das sorgt nicht in erster Linie für mehr Multikultithemen im Medium; Journalisten mit Migrationshintergrund sind auf diese Themen gewiss nicht abonniert. Vielmehr ist es auf allen Gebieten der Berichterstattung sinnvoll, den Blickwinkel der gesamten Gesellschaft wahrzunehmen. Dass beispielsweise im anderthalbstündigen TV-Kanzlerduell am 1. September 2013 zur Bundestagswahl kein einziges Wort zum Thema »Integration « gefallen ist, war in der Nachberichterstattung deutscher Medien nicht präsent, in den Communitys dafür umso mehr. Deutschen Medienbetrieben müsste daher nicht zuletzt aus rein wirt schaftlichen Interessen daran gelegen sein, 19 Prozent ihres potenziellen Publikums besser zu erreichen, indem sie durch heterogeneres Personal in der Lage sind, auch Sichtweisen ethnischer Gruppen medial abzubilden.

In der Medienlandschaft eines Einwanderungslandes kann insgesamt erheblich mehr Wert auf ausgewogene Berichterstattung und interkulturelle Kompetenzen als Qualitäts- und Professionalisierungsmerkmale gelegt werden. Im ersten Schritt sollte ein Bewusstsein für den Bedarf zur Sensibilisierung von Medienmachern geschaffen werden. Dafür sind fundierte Blattkritiken und Programmanalysen von fachlicher Seite erfahrungsgemäß wirksame Instrumente. In der Folge und für die Praxis maßgeblich sind die entsprechenden Angebote an Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten.

Interkulturelle Kompetenz ist erlernbar, ebenso wie etwa die Erkenntnis, welche Inhalte, Formen, Bilder oder Kontextualisierungen unsachgemäß sind oder ausgrenzend wirken können, welche Mechanismen im Arbeitsalltag zu einseitiger Berichterstattung führen und wie sie zu umgehen sind, welche Arbeitssituationen einen Perspektivwechsel zulassen und an welchen Stellen Transferkompetenz notwendig ist. Individuelle Checklisten für die Praxis ermöglichen es, Inhalte und Automatismen zu hinterfragen. Eine solche kritische Analyse und Beschäftigung mit dem Inhalt und der Systematik der publizistischen Arbeit in Diversity-Workshops für Journalisten ist ein effektiver Beitrag zu verantwortungsbewusster und differenzierter Berichterstattung.

 

Überzeugungstäter und Tabubrecher

Bei aller Reflexion ausgewogener und differenzierter journalistischer Arbeit steht abschließend immer die Frage im Raum: Wenn Journalistinnen und Journalisten vielfältig und kultursensibel berichten, auch dem Pressekodex folgen und die ethnische Zugehörigkeit von Straftätern nicht nennen – leisten sie dann nicht denjenigen Vorschub, die den Medien Manipulation vorhalten? Ist ein positives Medienbild von Migranten in Verbindung mit differenzierter Kriminalitätsberichterstattung eine Steilvorlage für die selbst ernannten Tabubrecher – also für jene, die in rassistischen und islamophoben Blogs mit falschen Zahlen operieren, die behaupten, Journalisten würden politisch korrekt und gehirngewaschen Deutschland als Multikultiparadies verkaufen, und die dann »aufdecken«, dass dieses oder jenes Verbrechen von »Ausländern« begangen wurde, was die »linke Presse« angeblich unterschlägt?

Das stimmt, es kann eine Folge sein. So what?

Ein Journalist, der »Mehmet C.« als Kölner bezeichnet, verheimlicht nichts. Er erzählt, dass Kölner viele Namen und Biografien haben. Kein Journalist muss sich verpflichtet fühlen, die Ausgrenzung von Minderheiten in seinen Berichten zu betreiben. Es ist eine klare Fehlinterpretation, dass dies unterlassen wird, um sachlich geführte gesellschaftliche Debatten zu unterdrücken. Und es wäre fatal, wenn Journalisten ihr moralisches Handeln und ihre professionelle Arbeit an Verschwörungsfanatikern ausrichten würden. Es verliehe ihren Thesen ein unangemessenes Gewicht.

 

Weder dieser Beitrag noch die Empfehlungen darin sind an die Sorte Journalisten gerichtet, die in Kommentaren großer und kleiner Medien, in Blogs oder in Talkshows vollkommen überzeugt eine offen oder latent rassistische Meinung und Intention haben. Provokateure wissen genau, was sie tun und was sie damit bewirken wollen.

Sollen sie.

Entscheidend für ein ausgewogenes Medienbild in einem Einwanderungsland ist die große Masse der Journalistinnen und Journalisten, die ganz ohne jede Absicht zu diskriminierender Berichterstattung beiträgt und sich dessen bewusst sein oder werden könnte. Dabei steht nicht nur die journalistische Ethik im Vordergrund und es geht auch nicht um politische Korrektheit oder wohlmeinende Beiträge für das friedliche Zusammenleben dieser Gesellschaft. Es geht ganz simpel um Professionalität und Qualität im Journalismus.

 

Erschienen in:

"Vielfältiges Deutschland. Bausteine für eine zukunftsfähige Gesellschaft"

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.), 2014

Artikel inkl. Literaturverzeichnis zum Download

 

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