Vielfältige Bilder für eine vielfältige Gesellschaft

Bilder schaffen Wirklichkeit. Sie wirken unmittelbar und sind universell verständlich. Gleichzeitig zeigen Fotos immer einen Ausschnitt der Realität, die je nach gewählter Perspektive konstruiert werden kann.

Oft sind beispielsweise Fotos von Menschen mit Behinderung stereotyp und auf die Behinderung reduziert. Geht es hingegen um das Thema Migration, werden entsprechende Berichte meist durch Fotos illustriert, die eine Frau mit Kopftuch zeigen. Die Heterogenität der migrantischen Gruppen in Deutschland wird so reduziert oder gar negiert. Bilder im Kontext von LGBTIQ*-Themen zeigen dagegen meist ein schwules Pärchen. Lesben, trans, bi- oder intersexuelle Menschen werden visuell nicht repräsentiert

Mit Klischees und Stereotypen brechen

Gerade weil Bilder in der medialen Berichterstattung so eine fundamentale Rolle spielen, ist es wichtig, dass sie Wirklichkeit möglichst realitätsgetreu abbilden. Und dennoch sind die in den Medien verwendeten Fotos nicht selten durch Klischees, Stereotype und (vermutete bzw. vermeintliche) Sehgewohnheiten der Rezipient:innen geprägt.

Eine Checkliste

Um solche Bilder zu vermeiden, haben wir eine Checkliste für diskriminierungsarme Bildberichterstattung zusammengestellt – ein Katalog von Fragen, die sich Fotograf:innen und Redakteur:innen stellen können, um ihre Bilder zu überprüfen.

Für Fotograf:innen:

  1. Werden Klischees reproduziert? Bei der Bebilderung von Themen über Minderheiten gilt: Immer auf (eigene) Klischees überprüfen. Und die Sehgewohnheiten der Rezipient:innen auch mal herausfordern.
  2. Werden die Protagonist:innen ernst genommen? Sie sind die Expert:innen ihrer Lebensrealität. Sie sollten entscheiden, wie sie dargestellt werden.
  3. Wie können Minderheiten fair dargestellt werden? Die Porträtierten sollten in einer aktiven Rolle oder in Interaktion gezeigt werden, nicht als passives Problemobjekt.
  4. Ist mit den Models alles geklärt? Bildrechte sollten im Voraus besprochen und das Einverständnis für die weitere Verwendung eingeholt werden.
  5. Werden die Fotos von der Bildredaktion in einem angemessenen Kontext benutzt? Wenn nicht, kann die Redaktion darauf hingewiesen werden.
  6. Was muss beim Verkauf an Bilddatenbanken beachtet werden? Bilder sollten möglichst präzise verschlagwortet werden. So können sie leichter gefunden und in passenden Zusammenhängen für die Abbildung einer vielfältigen Gesellschaft verwendet werden.

Für Bildredaktionen:

  1. Sind Bilder diskriminierend? Wenn es um Minderheiten und Themen wie Migration, Menschen mit Behinderung oder LSBTIQ* geht, können gängige Fehler vermieden werden: z.B. Fotos, die Frauen von hinten und mit Kopftüchern zeigen, Fotos, auf denen Behinderungen von Menschen ohne Behinderung nachgestellt werden, oder Fotos über Homosexualität, die Männerpaare von hinten oder LSBTIQ*-Personen nur auf Christopher Street Days zeigen.
  2. Ist das Bild als Symbolbild geeignet? Bilder, die Klischees reproduzieren, stark stereotypisierend sind und im schlimmsten Fall Vorurteile bekräftigen, sollten vermieden werden.
  3. Wird die gesellschaftliche Vielfalt repräsentiert? Allgemeine Themen wie Arbeitsplatz, Bildung, Familie oder Rente können auch mit Regenbogenfamilien, Menschen mit Migrationsgeschichte oder mit Behinderung bebildert werden.
  4. Gehört ein Mensch immer nur einer Gruppe an? Mehrfachzugehörigkeit zeigen: die Frau mit Kopftuch kann Mechatronikerin und alleinerziehende Mutter sein, der Mann im Rollstuhl kann Anwalt und transgeschlechtlich sein.
  5. Aus welchem Kontext stammt das Bild? Der inhaltliche Zusammenhang von Bildern und Schlagwörtern sollte vor der Verwendung geprüft werden.
  6. Wann sollten Diversitätsmerkmale gezeigt werden, wann nicht? Bilder sollten repräsentieren, anstatt zu markieren.

Entstanden ist diese Checkliste im Rahmen eines Workshops, den die Neuen deutschen Medienmacher*innen im Jahr 2018 Im Rahmen des Projekts „Voll im Bild?!” zusammen mit den Sozialhelden e. V. und dem Lesben- und Schwulenverband (LSVD) organisiert haben. Die Ergebnisse dieses Workshops, sowie weitere Handlungsempfehlungen, Beispielfotos und Hintergrundinformationen finden sich in der ausführlichen Dokumentation.

Die Checkliste gibt es als Poster für die Redaktion zum Download. Den kompletten Flyer inkl. Poster kann man per Mail-Formular bei uns bestellen.