Neues Jahr, immer gleiche Migrationsdebatte?

10 Neujahrsvorsätze für eine gerechtere Berichterstattung

Auch im Wahlkampf 2025 wird Migration zum Kampfbegriff. Wie können wir in Zeiten von Spaltung, Populismus und globalen Krisen noch gerecht berichten?

Auch im Wahlkampf 2025 wird Migration zum Kampfbegriff. Populistische Stimmungsmache schafft es immer noch, medialen Raum einzunehmen, der sich mit guter Recherche besser nutzen lässt: Wie wäre es zur Abwechslung mit einem realistischen Abbild der Einwanderungsgesellschaft, vielfältigen Perspektiven oder realen Problemen aus dem Leben der Wählerschaft wie Wohnungsnot, Bildungskrise oder Armut?
Die Migrationsdebatte ist so alt wie der Bundestag, und trotzdem zeigt die deutsche Medienlandschaft weiterhin große Defizite, wenn es darum geht, die Realität und Vielstimmigkeit des Themas widerzuspiegeln. Zu oft stehen stereotype oder einseitige Darstellungen im Mittelpunkt, werden populistische Parolen reproduziert oder pauschalisierende Debatten geführt.

Für das neue Jahr sollten sich Journalist*innen deswegen die Frage stellen: Wie können wir in Zeiten von Spaltung, Populismus und globalen Krisen noch gerecht berichten? 
Wir unterstützen dabei und haben 10 Empfehlungen für eine gerechte Berichterstattung über Migration formuliert.

10 Empfehlungen für eine gerechte Berichterstattung über Migration

Unser Leitfaden zeigt auf, wie Journalist*innen Migration und die Einwanderungsgesellschaft gerecht abbilden können:

  1. Betroffene zu Wort kommen lassen: Statt populistische Forderungen wiederzugeben, sollten persönliche Geschichten von Betroffenen rechter, antisemitischer und rassistischer Gewalt im Mittelpunkt stehen.
  2. Fakten statt Mythen: Polarisierende Narrative über Migration müssen durch gründliche Recherche und faktenbasierte Berichterstattung begleitet werden.
  3. Ausgewogen berichten: Migration und muslimisches Leben werden in den Medien oft negativ dargestellt. Pauschalisierende Berichterstattung verstärkt Stereotype und fördert gleichzeitig das Misstrauen gegenüber Medien. Eine ausgewogene Berichterstattung, die auch positive und konstruktive Geschichten aufgreift, zeigt ein realistischeres Bild der Gesellschaft.
  4. Sprache bewusst einsetzen: Begriffe prägen die Wahrnehmung. Journalist*innen sollten differenziert formulieren und Betroffene einbeziehen, wenn sie die richtigen Worte finden wollen.
  5. Geeignete Bilder wählen: Visuelle Darstellungen sollten die Würde und Realität der Menschen widerspiegeln. Höchste Zeit, sich von stereotypen Bildern zu verabschieden.
  6. Kontext bieten: Themen wie Antisemitismus, Kriminalität und Asylrecht müssen präzise eingeordnet und nicht pauschal vermischt werden.
  7. Kontinuierlich berichten: Migration ist nicht nur ein Krisenthema. Nur eine regelmäßige Berichterstattung, die auch Erfolge mit aufgreift, kann ein vollständiges Bild zeichnen.
  8. Fundierte Berichterstattung fördern: Wir brauchen weniger Meinungen und mehr fundierte Analysen zu oft übersehenen Aspekten von Migration und Gesellschaft. 
  9. Kritisch gegenüber Behörden bleiben: Journalist*innen sollten hinterfragen, auch wenn die Quellen Sicherheitsbehörden oder staatliche Institutionen sind. Insbesondere bei rassismusbezogenen Themen gilt es, kritisch zu bleiben.
  10. Selbstkritik üben: Die Reflexion eigener Fehler ist essentiell, um das Vertrauen in den Journalismus zu stärken. Glaubwürdigkeit ist schließlich unser Alleinstellungsmerkmal. 

Vielfalt in Redaktionen: Mehr als ein Vorsatz
Diese Empfehlungen sind ein Anfang. Eine ausführliche Version finden Sie hier auf unserer Webseite. 
Doch sie können die strukturellen Defizite in deutschen Medienhäusern nicht allein beheben. Für echten Wandel braucht es eine Diversifizierung der Redaktionen: Journalist*innen mit eigener Diskriminierungserfahrung bringen dringend notwendige Perspektiven ein. Unsere pluralistische Gesellschaft muss auch medial repräsentiert werden – ohne Angst vor rechten, rassistischen oder antisemitischen Angriffen. 
Für eine Berichterstattung, die (der Vielfalt unserer Gesellschaft) gerecht wird, braucht es mehr als gute Vorsätze.
 

Pressekontakt:

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Tel.: 030 269 472 30

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen sind ein ehrenamtlicher Verein, der sich für mehr Vielfalt im Journalismus stark macht. Als bundesweite NGO von Journalist*innen setzen wir uns für diskriminierungskritische Berichterstattung, divers besetzte Redaktionen und gegen Hass im Netz ein.

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