Wie kann Nahost-Berichterstattung für die Migrationsgesellschaft gelingen?

Wir haben hier versucht zusammenzufassen, wie eine Berichterstattung, die verschiedene Positionen mitbedenkt, aussehen könnte.

Der schreckliche terroristische Angriff der Hamas auf Israel und die anhaltende Gewalt in Israel und Palästina sind nur schwer zu beschreiben.
Viele Medienschaffende leisten gerade sehr wichtige Arbeit, um zu informieren und einzuordnen. Vor allem Medienschaffende aus der Region klären unermüdlich auf, während sie gleichzeitig Anfeindungen ausgesetzt oder teils sogar persönlich betroffen sind.

Der Nahost-Konflikt heizt auch hierzulande menschenfeindliche Diskurse an, er bietet Nährboden für Antisemitismus und antimuslimischen Rassismus.
Dem Einhalt zu gebieten und keine Menschenfeindlichkeit zu reproduzieren, sollte auch Aufgabe von Journalist*innen sein.

Wie eine Berichterstattung für die pluralistische Gesellschaft, die verschiedene Positionen mitbedenkt, aussehen könnte, haben wir hier versucht zusammenzufassen.

  • Betroffenenperspektiven sollten berücksichtigt und mitbedacht werden. Sowohl unter Journalist*innen als auch unter Medien-Rezipient*innen gibt es Menschen, die von dem terroristischen Angriff auf Israel und/oder der anhaltenden Gewalt in Israel und Palästina persönlich betroffen sind. Sie müssen vorkommen, ihnen sollte mit Empathie statt mit Überwältigung oder Kollektiv-Vorwürfen begegnet werden.
  • Differenzierungen sind besonders in Zeiten von Kriegen wichtig. Wordings und Statements sollten nicht unhinterfragt übernommen, Fakten überprüft und Bilder eingeordnet werden. Eine gute Faustregel lautet: Hinterfragen, recherchieren, einordnen, Expert*innen und Betroffene hinzuziehen.
  • Die Berichterstattung braucht Perspektivenvielfalt und Ambiguitätstoleranz (Akzeptanz von Mehrdeutigkeit), aber auch klare Abgrenzung von extremistischen Positionen. Hintergründe sind wichtig. Dabei sollten Leid und Schmerz jedoch nicht relativiert werden, Gewalt gegenüber Zivilist*innen nicht gerechtfertigt werden.
  • Eigene Vorurteile haben in der Berichterstattung nichts verloren. Die aktuelle Situation für eigene ideologische Kämpfe zu instrumentalisieren, ist unangebracht.
  • Über Israel und Palästina zu berichten erfordert, sich mit Antisemitismus und antipalästinensischem Rassismus auszukennen.
  • Vorsicht vor Generalverdachts-Debatten. Jüd*innen müssen nicht zur Politik Israels Stellung beziehen. Palästinenser*innen oder Muslim*innen sind nicht kollektiv für die terroristischen Angriffe der Hamas verantwortlich und sollten nicht unter Generalverdacht gestellt werden.
  • Bilder von Gewaltszenen sollten nicht ohne vorherige Content-Warnung gezeigt werden. Bilder, die Terror zeigen oder sogar von Terroristen stammen, sollten auf keinen Fall uneingeordnet reproduziert werden.
  • Vorsicht vor Desinformation und Propaganda. Auf TikTok, X, Instagram und co. kursieren Propaganda-Videos und Bilder, die in falsche Zusammenhänge gesetzt werden oder Fake sind. Social Media Inhalte sind also ohne journalistische Überprüfung keine zuverlässigen Nachrichten-Quellen.
  • Mitgefühl vor Hass: Durchatmen und nicht von Spaltung und Hetze vor sich hertreiben lassen.