Stellungnahme vom 03. Juli 2025

Sieben Forderungen für zukunftsfähigen Community-Journalismus auf Social Media

Community-Journalismus ist Teil der publizistischen Verantwortung und braucht Anerkennung, Ausbildung, Schutz und eine klare Strategie.

Mehr als Moderation: Community-Arbeit ist Journalismus

Community-Arbeit in Redaktionen ist längst mehr als das Löschen von Hasskommentaren. Community Manager*innen recherchieren, prüfen Fakten, moderieren hitzige Debatten und schützen digitale Räume vor dem Entgleisen. Trotzdem fehlt in vielen Medienhäusern die Anerkennung dieser Arbeit als vollwertiger journalistischer Beruf. Unterbesetzte Teams stehen täglich vor einer Flut an Hass, Desinformation und einer zunehmend aggressiven Debattenkultur – häufig ohne ausreichende Ausbildung, ohne strategischen Rückhalt und ohne psychologische Unterstützung.

Was als Nebenjob behandelt wird, ist in Wirklichkeit journalistisches Handwerk und oft unsichtbar, meist unterfinanziert und viel zu selten divers besetzt. Viele Redaktionen meiden sensible Themen wie Migration aus Angst vor Shitstorms, statt ihre Communitys aktiv zu gestalten und gesellschaftliche Debatten mutig mitzuführen.

Diese Zustände sind kein Einzelfall, sondern systemisch. Das zeigen Workshops, Expert*inneninterviews mit Community- und Social Media-Redaktionen großer Medienhäuser sowie das Social Media Monitoring der Neuen deutschen Medienmacher*innen im Projekt “BetterPost”.

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen fordern: Community-Journalismus ist Teil der publizistischen Verantwortung und braucht Anerkennung, Ausbildung, Schutz und eine klare Strategie. Wer Kommentarspalten sich selbst überlässt, überlässt sie den Lautesten und verspielt Vertrauen.

1. Rebranding: Community-Redakteur*in statt Manager*in

Die Rolle umfasst journalistische Aufgaben und sollte auch so benannt und anerkannt werden.

2. Ausbildungs-Update: Moderation als Kernkompetenz

Deeskalation, Counter Speech und Schutz vor Hate Speech gehören in jede journalistische Aus- und Weiterbildung.

3. Mehr Personal, mehr Tools, mehr Budget

Zukunftsfähige Community-Arbeit braucht ausreichende Ressourcen, gut ausgestattete Teams, sowie passende Software.

4. Schutz ist Chef*innen-Sache

Persönliche Angriffe und Belastung im Umgang mit Hass sind kein Berufsrisiko, sondern erfordern Rückendeckung auf Führungsebene, sowie psychologische und juristische Unterstützung.

5. Ganzheitliche Strategien statt Kommentar-Kosmetik

Demokratische Debatten brauchen strategische Leitlinien – eine Netiquette reicht nicht.

6. KI als Werkzeug – nicht als Ersatz

Künstliche Intelligenz kann unterstützen, aber nicht ersetzen. Entscheidungen müssen Journalist*innen mit klaren Regeln für den Einsatz von KI treffen.

7. Mehr Diversität in den Teams

Redaktionen sollen die Vielfalt der Gesellschaft widerspiegeln. Das gilt auch für Social Media.


Pressekontakt:
presse​neuemedienmacher.de  
Tel.: 030 269 472 30

 

Pressemitteilung als PDF

 

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen sind ein ehrenamtlicher Verein, der sich für mehr Vielfalt im Journalismus stark macht. Als bundesweite NGO von Journalist*innen setzen wir uns für diskriminierungskritische Berichterstattung, divers besetzte Redaktionen und gegen Hass im Netz ein.

Mit dem Projekt BetterPost beraten die Neuen deutschen Medienmacher*innen Redaktionen und geben Hilfestellung für eine gute, weil differenzierte Berichterstattung auf Social Media. 

BetterPost ist Teil von toneshift - Netzwerk gegen Hass im Netz und Desinformation, gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!” vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Für inhaltliche Aussagen und Meinungsäußerungen tragen die Publizierenden dieser Veröffentlichung die Verantwortung.