Die Enthüllungen zum Springer-Verlag verlangen nach Konsequenzen und politischer Abgrenzung

Machtmissbrauch, politische Einflussnahme, Diskriminierung und Sexismus: Guter Journalismus geht anders.

Die Enthüllungen zum Springer-Verlag verlangen nach Konsequenzen und politischer Abgrenzung.

Springer ist der größte Zeitungsverlag Deutschlands und beeinflusst die Stimmung des Landes maßgeblich. Wenn dem Verlagschef jeglicher moralischer Kompass fehlt und er die Medien als politisches Instrument betrachtet, ist das nicht nur schlechter Journalismus, sondern schadet auch unserer Demokratie.

Warum ist die Arbeitsweise bei Springer potenziell demokratieschädigend?

Machtmissbrauch & politische Einflussnahme: Der Vorstandschef Mathias Döpfner nimmt allem Anschein nach politischen Einfluss auf die Chefredaktion und missbraucht das Medium für seine persönliche politische Agenda. In einer persönlichen Nachricht schreibt er dem damaligen Chefredakteur: „Please Stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind können sie in Ampel so autoritär auftreten dass die platzt.", so enthüllt es DIE ZEIT. Klar, private Medien wie die Springer-Blätter sind Tendenzbetriebe mit einer politisch-weltanschaulichen Ausrichtung. Aber Verleger*innen sollten Redaktionen keine konkreten politischen Vorgaben machen: Das verstößt gegen das Prinzip der inneren Pressefreiheit. Ein Machtmissbrauch solcher Art muss Konsequenzen haben, sonst ist unabhängiger Journalismus als Säule der Demokratie nicht mehr glaubwürdig.

Diskriminierung & Rassismus: Ob Ostdeutsche oder Muslim*innen: Der Chef des Springer-Verlags spricht nicht nur abfällig über ganze Bevölkerungsgruppen, sondern gibt diese Haltung scheinbar auch an die Redaktion weiter. Während seine diskriminierenden Aussagen gegenüber Ostdeutschen zurecht öffentliche und politische Kritik erfahren, bleiben seine rassistischen Aussagen gegenüber Muslim*innen weitgehend unkommentiert. Der Beauftragte der Bundesregierung für Ostdeutschland, Carsten Schneider, hat Döpfner aufgrund seiner Aussagen über Ostdeutsche in seiner Funktion als „nicht mehr tragbar“ bezeichnet. Verurteilt gehört an dem Verleger jedoch auch seine Haltung gegenüber Muslim*innen „(...) und all das andere Gesochs“ (Zitat Mathias Döpfner). Denn die ist rassistisch und zeugt von einer grundsätzlichen Feindlichkeit gegenüber Muslim*innen. Und auch das hat im Journalismus nichts zu suchen.

Sexismus: Frauen, die für Springer-Medien gearbeitet haben, berichten von Machtmissbrauchsfällen und Sexismus. „Man kann sich nicht schützen. Es gibt keine klar ausgesprochenen Regeln oder Verbote. Alles ist Günstlingswirtschaft“, beschreibt eine ehemalige Mitarbeiterin das System Springer in der Berliner Zeitung. Bevor Personen des öffentlichen Lebens der BILD-Zeitung zukünftig ein Interview geben, sollten auch sie sich die Frage stellen: Noch wach?

Die neusten Enthüllungen über den Springer-Verlag sind wenig überraschend. Nicht umsonst erhielt die unterirdische Berichterstattung der BILD-Zeitung bereits 2018 unseren Negativpreis „Goldene Kartoffel“ für ein besonders verzerrtes Bild der Einwanderungsgesellschaft. Dass Diskriminierungen gegenüber Minderheiten, Ostdeutschen und Frauen jedoch unverblümt auch in der Chefetage den Ton bestimmen, hat eine neue Dimension, die es zu verurteilen gilt. Denn ohne klare Kritik – auch von politischer Seite – an dieser Arbeitsweise droht das Vertrauen in den Journalismus verloren zu gehen. Und auch das schadet unserer Demokratie. Es braucht eine klare öffentliche Ablehnung dieser Art, politische Stimmung statt Journalismus zu machen – auch von Politiker*innen, die die demokratische Relevanz von unabhängigem Journalismus erkennen.
 

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