Journalisten-Handbuch zum Thema Islam erschienen
Berichterstattung ohne Vorurteile
Kaum ein Thema wurde in Deutschland in letzter Zeit mehr diskutiert als die Frage, welchen Platz “der Islam” und Musliminnen und Muslime in Deutschland haben oder haben sollen. Dabei sind auch in den medialen Debatten immer wieder Vorurteile und Unwissenheit zu beobachten. Um dem entgegen zu wirken, hat der MEDIENDIENST INTEGRATION Anfang November ein “Journalisten-Handbuch zum Thema Islam” in Berlin vorgestellt mit präzisem und übersichtlichem Grundlagenwissen.
Im Vorwort des „Journalisten-Handbuch zum Thema Islam“ wird auf eine Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2015 verwiesen, der zufolge “fast 60 Prozent der Befragten den Islam als Bedrohung ansehen”. Das Ergebnis ist nicht nur alarmierend, sondern verdeutlicht, wie wichtig Aufklärung und eine differenzierte Berichterstattung in diesem Bereich sind. Gemeinsam mit Wissenschaftler*innen und Fachjournalist*innen hat der MEDIENDIENST INTEGRATION Zahlen, Fakten und Basiswissen zu Islam, Musliminnen und Muslimen in Deutschland übersichtlich aufgearbeitet. So wird Medienschaffenden ein Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, welches im Idealfall das Verfassen von differenzierten Nachrichten erleichtert. Denn der Spagat zwischen einer faktenbasierten Berichterstattung und einem Sprachgebrauch, der weder diskriminierend ist noch bestehende Vorurteile verstärkt und Ängste schürt, gelingt nicht immer.
Von der “Weltreligion Islam” über “Muslime in Deutschland” zu “Muslime in Medien”
Über einen Zeitraum von 15 Monaten haben 22 Autor*innen – zum Großteil aus der Wissenschaft – an der Entstehung des Journalisten-Handbuchs mitgearbeitet. Die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Aydan Özoğuz (SPD), förderte die Arbeit offiziell. Auf 150 Seiten werden verschiedenste Fragen beantwortet und Klarheit über Islam und das Leben von Musliminnen und Muslimen in Deutschland geschaffen. Im ersten Kapitel wird über die Weltreligion informiert und verschiedene Strömungen des Islams vorgestellt. Im zweiten Kapitel geht es konkret um die Geschichte des Islams in Deutschland und muslimische Organisationen in der Bundesrepublik. Das Kapitel “Flüchtlinge aus islamisch geprägten Ländern” ist genauso vertreten wie die “islamische Glaubenspraxis”. Auch zu Themen die in den Medien oft einseitig und negativ dargestellt werden, gibt es Informationen mit Quellen. “Islam und Feminismus”, “Islam und Homophobie” oder “gemeinnütziges Engagement muslimischer Vereine” haben in dem Journalisten-Handbuch ebenso einen Platz gefunden. Im letzten Teil finden sich im Kapitel “Sicherheit” Beiträge zu Islamfeindlichkeit in Deutschland, aber auch das Unterkapitel “Islam und Terrorismus”.
Positive Reaktion von Expert*innen
Aydan Özoğuz lobte bei der Vorstellung des Buches, das auch online als PDF zur Verfügung steht, die Arbeit des MEDIENDIENST INTEGRATION. Das Handbuch trage zu einer positiveren Berichterstattung über den Islam bei, weil es nicht nur Fakten liefere, sondern Medienschaffenden die Telefonnummern muslimischer Ansprechpartner*innen zur Verfügung stelle. So sei ein Gespräch mit Musliminnen und Muslimen und nicht nur über sie möglich. Auch der Kulturwissenschaftler Werner Schiffauer äußerte sich positiv über das umfangreiche Recherchetool für Journalist*innen. Das Handbuch fasse in übersichtlicher und leicht nachvollziehbarer Form den aktuellen Stand der Wissenschaft zum Thema Islam zusammen.
Mediendienst Integration:
Mediendienst Integration: “Journalisten-Handbuch zum Thema Islam” (PDF)
Hilfreich für die Berichterstattung über den Islam ist auch das Kapitel „Musliminnen und Muslime“ im Glossar der Neuen deutschen Medienmacher:innen.