Diversity-Management

Vielfalt hat Priorität

Bestandsaufnahmen machen, Strategien entwickeln, Ziele formulieren... Führungskultur braucht mehr als Lippenbekenntnisse, meint Niddal Salah-Eldin.

Von Niddal Salah-Eldin

Führungskräfte haben die Aufgabe nicht nur die Gegenwart zu bewältigen, sondern auch Weichen für eine erfolgreiche Zukunft zu stellen. Die Gesellschaft wird immer vielfältiger, das muss sich auch in Medienhäusern und überall dort, wo Entscheidungen gefällt werden, widerspiegeln. Neu ist diese Forderung nicht. Vielfalt in Herkunft, Milieus und Fähigkeiten sorgt dafür, dass andere Fragen gestellt werden, man nicht immer die gleichen Antworten findet und nicht immer dieselben Fehler macht. Vielfältige Teams sind nachweislich innovativer und erfolgreicher. Monokulturen haben keine Zukunft. 

Es geht neben Vielfalt auch um Inklusion, um echte Teilhabe, um einen Platz am Entscheidungstisch. Menschen mit Migrationsbiografie sind nicht nur da, wenn es mal wieder einen Rassismusskandal zu besprechen gibt. Ob Digitalexperten, Software-Entwickler:innen, Tech-Reporter:innen oder Popkultur-Dolmetscher:innen: Wir haben auch eine Expertise, die nichts mit unserer Herkunft zu tun hat und bringen diese auch gerne jenseits von Integrationsdebatten ein. Echte Vielfalt und Teilhabe gibt es nur, wenn wir nicht künstlich auf einen Themenbereich reduziert werden.

Vielfalt und Inklusion sind für Unternehmen der Gegenwart und Zukunft keine nice-to-haves mehr. Das Ziel für 2021 muss es sein, das Thema nach Jahren der Lippenbekenntnisse und Absichtserklärungen ernsthaft zu verfolgen und strategisch zu verankern. Warum das Thema nicht mal in die Zielvereinbarung fürs Top Management schreiben, wie das in einigen internationalen Unternehmen gemacht wird? So wird zusätzlich ein Anreiz geschaffen. Es geht jetzt darum, ins Machen zu kommen: Bestandsaufnahmen machen, eine Strategie entwickeln, Ziele formulieren und nachhalten. So wie man das bei anderen Top-Prioritäten auch tun würde. 

Das geht nur, wenn man Vielfalt und Inklusion zur Chef:innensache macht und andere dafür gewinnt. Nur so kann es gehen! 

Niddal Salah-Eldin ist digitale Medienmanagerin und hat unter anderem als Vize-Chefredakteurin der dpa den Produkt- und Innovationsbereich verantwortet. Zuvor hat sie bei der WELT die digitale Innovation vorangetrieben. Im September 2021 wird sie als Managing Director die neue Freetech Academy für Journalismus und Technologie leiten.

Foto: Jennifer Sanchez