Ein Maulkorb türkischer Behörden

Dass der SPIEGEL-Redakteur Kazim keine Verlängerung der türkischen Akkreditierung bekommen hat, ist eine faktische Aussetzung der Pressefreiheit.

 

Mit Bestürzung nehmen wir zur Kenntnis, dass der von uns geschätzte Kollege Hasnain Kazim von DER SPIEGEL als Türkeikorrespondent abgezogen wurde. Hintergrund: Kazim hat keine Verlängerung der türkischen staatlichen Presseakkreditierung bekommen. DER SPIEGEL konnte daher nicht mehr für seine Sicherheit garantieren.

Hasnain Kazim hat kritisch und qualitativ einwandfrei über die Situation in der Türkei berichtet. Dass seine Akkreditierung nicht verlängert wurde, kommt einem Maulkorb gleich. Wir teilen die Auffassung des Wochenmagazins, dass das Verhalten der türkischen Behörden keinen anderen Schluss zulässt, als dass Kazim aufgrund seiner journalistischen Berichterstattung vor Ort nicht mehr erwünscht ist.

Das ist eine faktische Aussetzung der Pressefreiheit. Ähnliches droht auch anderen Kolleg:innen deutschsprachiger Medien, darunter vielen, die zweisprachig sind und dadurch einen direkten Zugang zu Geschichten haben, die anderen oft verschlossen bleiben. Gerade wegen der Ausschaltung der kritischen Medien in der Türkei ist eine kenntnisreiche Berichterstattung wichtig - auch für die türkischstämmigen Migrant:innen in Deutschland.

Wir fordern die Bundesregierung auf, die Einschränkung von Pressefreiheit und Bürgerrechten in der Türkei nicht länger hinzunehmen und auf ihren Partner:innen in der EU-Flüchtlingspolitik einzuwirken. Die türkische Regierung muss endlich die Freiheit der Presse beachten: Dafür ist unabdingbar, dass Journalist:innen frei und unabhängig arbeiten können.

Neue deutsche Medienmacher:innen

  1. März 2016