China ist keine Krankheit

Diskriminierende Berichterstattung zum Corona-Virus

Immer öfter werden als asiatisch wahrgenommene Menschen mit COVID-19 in Verbindung gebracht.

Immer öfter werden Menschen mit dem Corona-Virus in Verbindung gebracht, nur weil sie als asiatisch wahrgenommen werden. Inzwischen zirkulieren weltweit die Hashtags #IchBinKeinVirus, #IAmNotAVirus, #JeNeSuisPasUnVirus in den sozialen Medien. Dass diese Aufklärung nötig ist, liegt an einer Vermischung rassistischer Vorurteile mit der diffusen Angst vor dem Corona-Virus, die sich in der Medienberichterstattung widerspiegelt.

So fragt die BILD-Zeitung, ob man noch Glückskekse essen oder Pakete aus China annehmen könne und DER SPIEGEL titelt am Samstag: „Corona-Virus. Wenn die Globalisierung zur tödlichen Gefahr wird.“ Das Cover zeigt eine mit rotem Schutzanzug und Atemmaske verhüllte Person. Der Aufmacher in großen, gelben Buchstaben „Made in China“ spielt mit der kolonial-rassistischen Vorstellung der „Gelben Gefahr“ aus dem „Osten“ und löst diskriminierende Assoziationen zu minderwertiger Qualität und Massenproduktion aus. China wird damit als Produktionsstätte eines tödlichen Virus dargestellt und seine gesamte Bevölkerung als Krankheitsträger:innen – die Liste der Beispiele für rassistische Berichterstattung zum Corona-Virus ist lang.

Menschen, die als asiatisch eingeordnet werden, sehen sich durch solche Medienberichte ausgegrenzt. Sie werden mit einer Krankheit in Verbindung gebracht, mit der sie nicht mehr zu tun haben als die Journalist:innen, die solche Berichte produzieren.

Dieses mediale Framing hat reale Konsequenzen: Am Wochenende wurde eine chinesische Staatsbürgerin in Berlin angegriffen und bespuckt, die Polizei geht von einem rassistischen Motiv aus. Asiatische Deutsche und Asiat:innen berichten von einer Zunahme solcher Übergriffe, seit es auch in Deutschland die ersten Corona-Fälle gibt.

Eine übersteigerte Angst vor dem Corona-Virus rechtfertigt keinen Rassismus. Wir empfehlen deshalb bei der Berichterstattung auf diskriminierende Wortwahl und Bildsprache zu achten, eine Kulturalisierung der Viruskrankheit zu vermeiden und nicht ausschließlich die westliche Perspektive einzunehmen. Die Aufgabe von Journalist:innen ist zu berichten, ohne dabei ganze Gruppen der Weltbevölkerung zu stigmatisieren.
 

korientation e.V. & Neue deutsche Medienmacher:innen
Die Vorstände
 

Die Neuen deutschen Medienmacher:innen sind ein bundesweiter Zusammenschluss von Journalist:innen mit und ohne Migrationsgeschichte, die sich für mehr Vielfalt in den Medien einsetzen.

korientation e.V. ist eine Selbstorganisation und ein Netzwerk für asiatisch-deutsche Perspektiven mit einem gesellschaftskritischen Blick auf Politik, Kultur, Film und Medien.


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