Wir bleiben im Stadtbild
Newsletter vom 16. Oktober 2025
Hallo zusammen,
was für ein Monat. Unsere alljährliche NxM Medienkonferenz 2025 ist vorbei und sie hat gezeigt, wie viel Kraft in diesem Netzwerk steckt! Danke an alle, die da waren, auch im Stadtbild ;)
In dieser Ausgabe findet Ihr neue Updates zu unseren Projekten („Beyond the Frame“ war bei Deutschlandfunk!), ein Gespräch über Sexualität in den Medien mit Maria Popov, neue Impulse zur Herkunftsnennung bei Strafdelikten, kurdisches Leben in Deutschland, sowie frisch-aus-der-Druckerei-gebackene Bücher wie „Alles auf Anfang“ von Max Czollek und Hadija Haruna-Oelker zu Erinnerungspolitik (und wieso sie in die Gegenwart gedacht werden muss).
Für unsere Mitglieder haben wir unzählige Ausschreibungen und Jobannoncen kuratiert – von der Dlf Audio Storytelling Academy über das Publix Tech-Journalismus-Fellowship bis hin zu neuen Jobs bei DW, Amnesty und HateAid. Wollt Ihr das auch? Dann hier entlang zum Mitgliedsformular
Und: Immer mehr Journalist*innen erleben Hass, Beleidigungen und gezielte Angriffe, nur weil sie ihren Job machen. Viele fühlen sich allein damit und genau das wollen wir ändern. Mit unserem Meet-up zu Hate Speech schaffen wir einen Raum, in dem Betroffene sich austauschen, voneinander lernen und gemeinsam stärker werden können. Damit wir das weitermachen können, brauchen wir Eure Unterstützung.
Jede Spende hilft, Journalist*innen zu schützen und ihnen zu zeigen: Ihr steht nicht allein. Jetzt spenden
Los geht’s mit der Ausgabe.
Eure Neuen deutschen Medienmacher*innen
Was gibt's Neues?
NxM Medienkonferenz 2025: Breaking News statt Faking News Woran erkennt man, dass eine Medienkonferenz gelungen ist? An solchem Feedback: „Das Netzwerk lebt“, „Ich bin nicht allein“, „NdM Treffs einfach wholesome“. Über 200 Teilnehmende kamen im Berliner bUm zusammen, um über Hass im Netz, Desinformation und Medienverantwortung zu sprechen und fanden dabei vor allem eins: Gemeinschaft. Danke an alle Speaker*innen, Teilnehmenden und Helfer*innen! Zum Recap und Fotos auf LinkedIn
Die NxM Medienkonferenz ist eine Veranstaltung unseres Projekts BetterPost. BetterPost ist Teil von toneshift – Netzwerk gegen Hass im Netz und Desinformation und wird gefördert im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Unser Projekt “Beyond the Frame” in den Medien So glaubt Berlin. Die Berliner Morgenpost und der Deutschlandfunk haben über unser Fotoprojekt berichtet, das den Alltag religiöser Communities in Berlin zeigt. Jenseits von Symbolbildern.
Unsere nächsten Veranstaltungen
„Spotlight”-Workshops im November
Wir haben weitere kostenlose Workshops für MSOs anzubieten. Und wenn Ihr euch noch nichts dazu vorstellen könnt, eine Teilnehmerin meint: „"Spotlight ist großartig, weil es ehrenamtlich engagierten migrantischen Organisationen und Aktivist*innen kostenlosen Zugang zu Wissen, Qualifizierung und Vernetzung ermöglicht – essenziell für unsere Arbeit."
Die nächsten (und letzten) Termine in diesem Jahr:
– Öffentlichkeitsarbeit. Die Basics. (5.11.) mit Sara Mously
– Social Media. Für Fortgeschrittene. (10.11.) mit Diren Gülveren
– Message Building. Botschaften auf den Punkt gebracht. (19.11.) mit Nabila Abdel Aziz
Kitchen Talks x Exile Talks: Narratives on Migration in German Media
12. November 2025, 18 Uhr, Berlin (English)
Wie entstehen dominante Migrationsnarrative und wie lassen sie sich verändern? Mit Shammi Haque (CORRECTIV), Rebecca Roth (Neue deutsche Medienmacher*innen) und Anastasia Anisimova (n-ost). Mehr Info & Anmeldung
Auf dem Radar
Wann sollten die Medien die Herkunft nennen? Die Bayerische Polizei nennt seit Oktober grundsätzlich die Nationalität von Täter*innen und Opfern. Kommunikationswissenschaftlerin Christine Horz-Ishak kritisiert das als Verschiebung des Diskurses nach rechts. Im Übermedien-Podcast „Holger ruft an“ erklärt sie, wann solche Angaben wirklich sinnvoll sind. Zur Folge
Erinnerung weitergeben Im fluter-Interview sprechen Semiya Şimşek und Gamze Kubaşık, deren Väter vom NSU ermordet wurden, über Rassismus, Aufarbeitung und warum sie heute an Schulen über ihre Geschichten sprechen – damit Jugendliche die Opfer nicht vergessen. Zum Interview
Wo wir gerade bei Erinnerung sind, Buch-Tipp: „Alles auf Anfang“ Max Czollek und Hadija Haruna-Oelker fordern eine neue Erinnerungskultur, die nicht nur zurückblickt, sondern die Gegenwart verändert. Zum Buch
Studie: Wie gespalten ist Deutschland wirklich? Laut dem neuen Polarisierungsbarometer der TU Dresden sehen 81 Prozent der Deutschen die Gesellschaft als gespalten. Die Forscher*innen warnen jedoch vor Vereinfachung: Viele Gräben seien weniger ideologisch als sozial, zum Beispiel bei Fragen zu Wohlstand, Migration oder Klimawandel. Zur FAZ-Analyse
Buch-Tipp: „Kurdisches Leben in Deutschland“ Die Publikation von Yekmal e. V. macht sichtbar, was oft übersehen wird: anti-kurdischen Rassismus. Forschende beleuchten Diskriminierung, Marginalisierung und fehlende Anerkennung und fordern, Kurd*innen endlich in rassismuskritische Diskurse einzubeziehen. Mehr zum Buch
Analyse: Wie rechte Medien Kampagnen inszenieren
Belltower.News beschreibt, wie das Portal Apollo News mit einer orchestrierten Empörungswelle die Amadeu Antonio Stiftung angreift. Es ist ein Beispiel dafür, wie rechts-alternative Medien Skandale konstruieren, um Diskurse zu verschieben und demokratische Akteur*innen zu delegitimieren. Zur Analyse
Newsletter-Tipp: WahlheYmatPost Die Berliner Morgenpost und WahlheYmat e.V. starten mit WahlheYmatPost ein englischsprachiges Newsletter-Magazin für Zugewanderte in Berlin. Jeden Donnerstag liefert es politische Analysen, Alltagstipps und Porträts internationaler Berliner*innen. Mehr dazu
3 Fragen an
Sex wird in deutschen Medien oft als etwas erzählt, das man haben muss – als Gradmesser für Nähe, Erfolg oder Gesundheit. Aber was, wenn Lust ausbleibt? Und warum fällt es uns so schwer, darüber zu sprechen?
Maria Popov stellt diese und andere Fragen in ihrem neuen Buch „Kein Bock Club – Warum wir auch mal keine Lust auf Sex haben“, das am 9. Oktober erschienen ist. Bekannt aus Formaten wie „Auf Klo“ und „Das letzte Gespräch“ spricht sie darüber, wie Medien Sexualität abbilden sollten, und zwar viel ehrlicher.
Wie sollte man über Sexualität in deutschen Medien berichten?
Weniger normativ und performativ. Zu oft wird Sex als etwas dargestellt, das alle ständig wollen, können und sollen. Es dient als Beweis für Selbstwert, Gesundheit oder Nähe. Dabei spielen auch Mythen und Desinformationen eine Rolle. Medien sollten Räume öffnen, in denen Sexualität nicht an Häufigkeit oder Norm gemessen wird, sondern an Authentizität, Selbstbestimmung und Vielfalt.
Wieso war es dir wichtig, über (sexuelle) Bocklosigkeit zu schreiben?
Wir leben in Zeiten in der Sexualität neu verhandelt wird: Die Gen Z hat nicht nur weniger Sex, sondern andere Prioritäten. Das 4B Movement geht viral und Frauen haben keinen Bock mehr auf Männer. Ich wollte die sexuelle Unlust aus der Tabuzone holen und zeigen, dass sie kein Defekt ist, sondern eine Facette menschlicher Sexualität.
Was hast du aus deinem funk-Format „Das letzte Gespräch?" für dich gelernt, was du auf die aktuelle Debattenkultur in Deutschland übertragen könntest?
Dass Zuhören wichtiger ist als Gewinnen.
Das Interview haben wir auf unserem Instagram-Kanal fortgeführt. Zum Reel
Mehr davon, danke
Das Thema: Deutsche Einheit neu denken
Journalistin Nhi Le erinnert in den tagesthemen vom 3. Oktober daran, dass die Wiedervereinigung nicht für alle ein Grund zum Feiern ist. Für viele Ostdeutsche bedeuten die Jahre nach 1990 Brüche, Unsicherheit und mangelnde Anerkennung. Besonders Vertragsarbeitende erlebten Rassismus und Ausschluss. Ihre Lebensleistungen bleiben bis heute oft unsichtbar.
Warum das wichtig ist?
Weil echte Einheit nur gelingt, wenn Ungleichheiten und historische Versäumnisse anerkannt werden. Wer Solidarität ernst meint, muss zuhören, hinsehen und aus der Vergangenheit lernen.
Zum Instagram-Beitrag