Zum Fall Matondo Castlo

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen verurteilen die Entlassung des einzigen Schwarzen Moderators im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal (KiKa)

Die Neuen deutschen Medienmacher*innen verurteilen die Entlassung des einzigen Schwarzen Moderators im öffentlich-rechtlichen Kinderkanal (KiKa)

Wir bedauern die Entscheidung des Kinderkanals (KiKa), die Zusammenarbeit mit seinem Moderator Matondo Castlo aufzukündigen. Castlo war einer von drei Moderator*innen der KiKa-Sendung "Baumhaus". Als einziger Schwarzer KiKA-Moderator war er für viele Kinder of Color eine Identifikationsfigur, seine Einstellung ein überfälliges Zeichen für mehr sichtbare Vielfalt im öffentlich-rechtlichen Kinderfernsehen. Diesen Sommer geriet Castlo in die Kritik, weil er im Westjordanland an einem Festival und an einer Demonstration teilgenommen hatte. Der Moderator selbst verkündet über Instagram, dass er mit seiner Teilnahme keine politische Botschaft senden wollte, und betrachtet sie rückblickend als Fehler. Dennoch hat sich KiKa nun von ihm getrennt. Das ist völlig unverhältnismäßig.

Wir begrüßen antisemitismuskritische Selbstreflexion von Redaktionen, sie muss jedoch mit einem rassismuskritischen Bewusstsein einhergehen. Der Fall Castlo zeigt ein problematisches Muster: Journalist*innen mit Migrationsgeschichte und BPoC stehen unter deutlich höherem Druck als ihre Kolleg*innen, sich tadellos zu verhalten. Andere, die aufgrund rassistischer, antisemitischer oder sexistischer Verfehlungen deutlich mehr Kritik auf sich gezogen haben und deswegen gerne von "Cancel Culture" raunen, haben trotzdem bis heute einen festen Platz im öffentlich-rechtlichen Programm. Journalist*innen mit Migrationsgeschichte und BPoC dürfen sich dagegen keine Fehler erlauben, denn sie werden ihnen seltener verziehen und sie müssen mit deutlich härteren Konsequenzen rechnen – trotz öffentlicher Entschuldigungen. Das zeugt von einem doppelten Maßstab.

Indem sie schon bei der ersten Kritik aus konservativen und rechten Kreisen einknicken und Moderator*innen entlassen, anstatt ihnen die Möglichkeit für eine Entschuldigung einzuräumen, zeigen die KiKa-Verantwortlichen erschreckend wenig Rückgrat. Ihre übertrieben harte Entscheidung macht deutlich, dass sich BPoC und Menschen mit Migrationsgeschichte nicht auf ihn verlassen und im Ernstfall keine Rückendeckung erwarten können. Das Bekenntnis zur Vielfalt wird damit zur hohlen Phrase.
Wir appellieren an den Kinderkanal, seine Entscheidung zu überdenken und seiner Verantwortung, eine vielfältige Gesellschaft abzubilden, gerecht zu werden.

Der Vorstand
Neue deutsche Medienmacher*innen e. V.

Pressekontakt: info@neuemedienmacher.de, Tel.: 030 269 472 30

 

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